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Geistliche Hausapotheke

29.08.2021

Alles, was Recht ist

Bild Ulrich Wiechers

… und warum Gebote und Gesetze allein nicht helfen!

Das heutige Sonntagsevangelium würde meinen Töchtern gefallen. Endlich können sie biblisch begründen, warum ihr Hunger Vorrang vor den Hygienevorstellungen der Eltern hat! Gerne spielen sie bis zum Abend im Garten und streicheln noch schnell ein Huhn („Die sind gar nicht dreckig, nur kuschelig schön!“), wenn wir sie zum Essen rufen. Und wenn sie sich dann endlich losreißen und auf dem Weg zum Esstisch sind, protestieren sie laut, wenn wir Eltern sie zum gründlichen Händewaschen ins Bad umleiten!

Im heutigen Evangelium geht es nur vordergründig um Hygiene-Vorstellungen, Kulturgebote, religiöse Regeln und weltliche Rechte. Im Zentrum steht die richtige, d. h. heilende Grundeinstellung zum Glauben und zum Leben.

Schon Mose weiß vom Hang der Menschen, Gesetze und Gebote auszudeuten, und von der Gefahr, sie dabei zu verfälschen. Er betont deswegen den hohen Wert und die Unveränderlichkeit der Gebote.

Auch Jesus nimmt die Gebote sehr ernst. Einen Gesetzeslehrer lässt er das wichtigste Gebot zitieren: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ und er lobt ihn dafür: „Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben!“ (Lk 10,27f). - Gebote müssen also dem LEBEN dienen, sonst führen sie von Gott und vom Menschen weg.

Bei den frommen Juden stößt Jesus auf eine andere Grundhaltung. Sie meinen, nur wer die Gebote wortwörtlich anwendet, ist Gott wohlgefällig. Oft kommt jedoch bei dieser Haltung eine Kleinlichkeit und Härte heraus, die den Menschen von innen heraus und das Klima der Menschen untereinander vergiftet. Darauf macht Jesus aufmerksam mit seiner Aufzählung: Böse Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft (die Liste ließe sich fortsetzen) vergiften die Menschen von innen her.

Aber zum Glück gibt es auch den umgekehrten Effekt: Gute Gedanken und von Liebe und Respekt geprägte Haltungen wirken von innen her heilend: Liebe, Freundlichkeit, Geduld, Ehrlichkeit, Treue, Bescheidenheit. Das lebt Jesus uns vor und lädt seine Jünger*innen bis heute dazu ein.

Gerne biete ich Ihnen mein Gespräch an.

Ihr Diakon Ulrich Wiechers