Geistliche Hausapotheke
Brot: Jesu Geschenk und Aufgabe für uns
In Tabgha am See Genesaret befindet sich eine bekannte Benediktinerabtei mit einer alten Kirche und einem weltbekannten Mosaik aus der Mitte des 4. Jahrhunderts. Es stellt einen Korb mit vier Broten und zwei Fischen dar. Aber warum sind nicht fünf Brote dargestellt? Die Erzählung von der Brotvermehrung (Lk 9,11 -17) spricht doch von fünf Broten und zwei Fischen! Eine mögliche Erklärung könnte für mich sein, dass alle Menschen, die dieses Bild sehen, an die biblischen Worte erinnert werden: „Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.“ (1 Kor 12, 27)
Auch im heutigen Evangelium (Joh 21,1-19) hören wir, dass der Auferstandene am See Genesaret auf einem Kohlenfeuer Brot und Fisch für seine fischenden Jünger vorbereitet hat. Wieder teilt Jesus Brot und Fische mit den Menschen. Er sorgt für sie, ohne dass sie selbst extra darum gebeten haben, denn er ist fürsorglich und weiß, was ihnen fehlt, was sie zum Leben brauchen. Er selbst ist ihnen beim Mahl nahe. Er selbst will ihnen durch das Mahl Lebenskraft und Gemeinschaft schenken, die sie sich selbst nicht geben können. Christus nimmt seine Jünger an, so verschieden sie in ihrem Temperament und mit ihren Stärken und Schwächen auch sind. Er stellt Gemeinschaft unter ihnen her, Einheit und Frieden.
Diese unsere Zeit, in der Unsicherheiten wachsen und vielfach auch Egoismus und ein Drang, den eigenen Besitz, das eigene Leben und das, was wir erreicht haben, persönlich und national zu sichern, bewegt uns eher weg von dem Gedanken der weltweiten Gemeinschaft, dem globalen Teilen und einer Offenheit gegenüber anderen. Einzelne oder auch bestimmte politische Richtungen grenzen sich deshalb scharf ab von Menschen, die ihnen fremd sind. Menschen leiden verstärkt unter ihrer Einsamkeit und Isolation oder der Ablehnung aufgrund ihres Migrationshintergrunds, ihrer großen Familie mit vielen Kindern, ihres sozialen Status. Manche haben große Ängste vor der Zukunft, vor weiteren wirtschaftlichen Krisen oder kriegerischen Auseinandersetzungen. Ich glaube, dass wir als Christen unseren eigenen Beitrag - und zwar vom Evangelium her - einbringen müssen.
Der Auferstandene lebt den Jüngern damals und uns heute seine österliche Antwort vor. Gott ist ein Gott der Gemeinschaft und Nähe, der Fürsorge und Gerechtigkeit. Jesus zeigte dieses zugewandte und fürsorgliche Verhalten als Auferstandener überdeutlich seinen Jüngern, die gerade in Jesu schwersten Stunden nicht immer standhaft, vorbildlich, treu und einig waren.
Unser eigener Beitrag im eigenen Umfeld und in der Politik ist NOT-WENDIG, um heute Gemeinschaft zu stiften, für Gerechtigkeit einzustehen, Bedürfnisse anderer zu erkennen und an gerechten Lösungen zu arbeiten und nicht nur für uns selbst zu sorgen.
Ein Leib und viele Glieder: Auf keines kann verzichtet werden, keines ist bedeutungslos, alle sind verbunden mit Christus und jede und jeder wertvoll und würdevoll. Das fünfte Brot ist eine Anfrage an uns: Sind wir engagiert dabei am lebendigen Leib Christi?