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Geistliche Hausapotheke

05.01.2025

"ER erleuchte die Augen eures Herzens..."

Martin Lindner: Ambo der Kirche St. Walburga. Bild: Irene Keil

Die drei Schriftlesungen des heutigen Sonntags kreisen alle um das Geheimnis der Menschwerdung. Anders als die Evangelien tun sie dies in Form von Hymnen und Liedern. Die Autoren dieser Texte zeigen dem Leser, der Zuhörerin auf: Das war keine Laune des Augenblicks, sondern ein wohlüberlegter Plan Gottes, dass seine Weisheit unter uns ihr Zelt aufschlägt und sich in unserer Welt verwurzelt. Damit gehen sie über das Erzählen vom Jesuskind in der Krippe hinaus und fragen: Was bedeutet es für uns, dass Christus geboren wurde?

Der große Gott will uns Menschen nahe kommen, uns für sich gewinnen. In Jesus Christus bindet er sich an Zeit und Raum. An eine bestimmte Region. An Orte, Menschen, Lebensbedingungen. Konkreter geht es nicht. Die Evangelien erzählen davon: Kaiser Augustus, eine Steuerschätzung, eine Geburt in einfachen Verhältnissen, eine Flucht. Über Jahre ein Leben in der Alltäglichkeit einer galiläischen Familie.  

Ein Gott, der sich so in die Hände der Menschen gibt, riskiert eine ganze Menge: übersehen zu werden, missverstanden zu werden, verworfen zu werden. Und das ist ja auch passiert. Warum also der ganze Aufwand? Gott hätte doch in seiner ganzen Macht und Herrlichkeit .... aber nein! Gott wirbt zart um uns Menschen, die wir ihn aus dem Blick verloren haben: er will uns von neuem mit sich versöhnen und "vertöchtern". Und er gibt dazu sein Liebstes her: den eigenen Sohn - als Unterpfand seiner Liebe.

"Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden." So haben wir im "Großen Glaubensbekenntnis" an Weihnachten gebetet, das 325 (also vor genau 1700 Jahren) beim Konzil von Nizäa formuliert wurde. Auf mich wirkt das wie eine Summe aus unseren drei Schriftlesungen. 

Was klingt in Ihnen nach beim Lesen oder Meditieren dieser Texte? Nehmen Sie dieses Echo doch mit auf einen sonntäglichen Spaziergang! In fast allen Kirchen am Weg finden Sie eine Krippe. Dort könnten Sie ein Viertelstündchen innehalten und staunen über die Menschwerdung Gottes und darüber, was das für Sie ganz persönlich bedeutet...     

Gemeindereferentin Irene Keil