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Geistliche Hausapotheke

23.03.2025

Frucht bringen im Alltag

Bild: Friedbert Simon, in: Pfarrbriefservice.de

Wenn wir uns auf eine Reise begeben, einen Tagesausflug machen, in den Urlaub fahren oder fliegen, einfach unseren gewohnten Lebensbereich verlassen – dann nehmen wir bewusst in Kauf, Altes und vielleicht auch lieb Gewonnenes hinter uns zu lassen, wenigstens für eine manchmal auch nur kurze Weile.

Viele von uns haben da diese Erfahrung gemacht: Wenn ich einmal etwas Abstand gewinne von meinem Alltag, vielleicht auch einmal Dinge tue, für die ich sonst keine Zeit habe, dann tut mir das gut – und wenn ich zurück kehre in meinen Alltag, habe ich neue Kraft, die Herausforderungen der Zeit (wieder) anzugehen. Aber es ist oft auch so: Wenn ich zurückkehre, erwarten mich oft die gleichen Lebensumstände, denen ich vorher entfliehen wollte. Und in diesem Strudel der Anforderungen und Zwänge unserer Tage fühlen wir uns manchmal ausgeliefert, kraftlos und fremdbestimmt.

Jesus erzählt uns heute in einem Gleichnis vom Feigenbaum, der keine Früchte trägt (Lk 13, 6-9) – bereits drei Jahre kommt der Besitzer des Weinberges zu seinem Feigenbaum, der keine Frucht bringt.

In den Augen Gottes ist Vieles von dem, was wir tun, alles andere als fruchtbringend. Zwar stehen wir wie der Feigenbaum mitten im Leben und vielleicht auch im Glauben (also in seinem Weinberg), aber unser Tun erscheint uns mit den Augen des Herrn gesehen fruchtlos: wir vermehren unseren Besitz, konsumieren Wellness-Angebote, grenzen uns von anderen ab, damit es uns vermeintlich gut geht. Wir fliehen aus dem Alltag in das Besondere – dabei könnte doch gerade der Alltag alltäglich das Besondere sein, wenn wir das, was auf uns zukommt, den Augenblick, als Herausforderung annehmen – nicht als Störfaktor vor dem anderen oder besseren, sondern als das, was jetzt zählt.

Der Winzer Jesus gibt uns in dieser Fastenzeit wieder eine Chance, unser Leben fruchtbar in den Augen des Herrn werden zu lassen „Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen…“ (Lk 13,8).

Jesus nimmt uns hinein in diese Zeit der Vorbereitung auf dieses vollkommene Geschenk seiner Hingabe, das wir an Ostern feiern. Er will in dieser Vorbereitungszeit auch wie bei dem Feigenbaum im Evangelium „den Boden um (uns) herum aufgraben und düngen“ (Lk 13,8). Indem wir auf Gottes Wort hören und seine Gebote erfüllen, bringen wir Frucht und gelangen in unsere Berufung, die Gott für uns bereithält.

Die Fastenzeit ist eine Zeit der Besinnung – einer Besinnung, in der ich mein persönliches Wachstum nach Gottes Willen überdenken kann. Welche Beziehung habe ich (noch) zu dem, der für mich den Tod in Kauf genommen hat, um mir das Geschenk der Erlösung zu ermöglichen? Er hat den Tod besiegt, damit ich frei sein kann – frei von Ängsten und Zweifeln, damit ER mich zu dem machen kann, für das er mich gemacht und vorbereitet hat. Lassen wir uns also düngen von seiner Ansprache an uns – im Gebet, im Fasten, in der Mitfeier der Gottesdienste, im Mitgehen des Kreuzweges, den Weg, den ER für uns gegangen ist, damit wir Frucht bringen können im Alltag.

Bin ich dazu bereit? Ja, mit Gottes Hilfe bin ich bereit für diese Reise zu mir selbst!

Ihr Diakon Michael Sporrer