Geistliche Hausapotheke
Himmlisches Aufatmen
Es ist spät am Abend. Ich gehe durch die verlassenen Straßen eines kleinen französischen Städtchens auf der Suche nach einer Unterkunft. Am Bahnhof musste ich noch schmunzeln über ein paar andere Jakobspilger. Auf Englisch erzählten sie mir, dass sie ihren Platz schon im Voraus gebucht haben. Bei den Vorbereitungen auf die Pilgerreise hatte ich gelesen, dass Reservierungen nicht nötig wären. Doch meine anfängliche Zuversicht ist inzwischen in leichte Panik umgeschlagen. Ich bin fremd hier und es ist niemand zu sehen, der mir weiterhelfen kann. Als ich vor den verschlossenen Türen des Pilgerbüros stehe, macht sich endgültig die Verzweiflung in mir breit.
Vielleicht ähnelte meine Gefühlslage der des Gastgebers auf der Hochzeit in Kana. Auch er befand sich in einer unangenehmen Lage. Der Wein ging zur Neige. Wie würde er wohl als Gastgeber dastehen, wenn er den Gästen nur noch Wasser servieren kann? Sicher war er am Rand der Verzweiflung.
Plötzlich geht eine Tür auf. Eine alte Frau tritt auf die Straße und spricht mich an. Schnell erkennt sie mich als Jakobspilger und bietet mir ein Bett für die Nacht an. Tiefe Erleichterung durchströmt mich, als ich das kleine Zimmer betrete und meinen schweren Rucksack ablegen kann. Tief durchatmen konnte am Ende auch der Gastgeber auf der Hochzeit.
Gottes Himmelreich beginnt, wo Not gesehen und gewendet wird. Jeder kann dazu beitragen.
Ihr Pastoralassistent Samuel Schrollinger