"Ihr alle - eins in Christus!"

Haben Sie sich schon einmal Zeit genommen, um ein Mosaik in Ruhe zu betrachten?

Dieses Erlebnis hatte ich in den Osterferien in der Basilika Maria Maggiore in Rom. Durch die hellen und dunklen Steine entstehen wunderbare Formen und immer wieder andere oft mehrdimensional wirkende Ornamente.

Wer ist wohl auf diesen alten Böden in diesen wunderbaren großen Basiliken unterwegs gewesen?

Es waren ganz bestimmt Pilger aus aller Welt, junge und alte Menschen, Fromme und weniger Fromme, sicher auch Menschen anderer Religionen, verschiedener Hautfarben und Sprachen, verschiedener Lebensstile, Reiche aber auch Arme, Verzweifelte und Glückliche, Getaufte und Ungetaufte, Ordensleute, Priester, Bischöfe, Päpste und das einfache Gottesvolk aus Rom.

So ein Mosaik wirkt durch seine wunderbare Harmonie. Jedes noch so kleine Teil hat seinen bestimmten Platz im großen Ganzen. Es wirkt durch die Gemeinschaft und den Zusammenhalt mit den anderen. Ist es nicht auch ein Symbol für die vielfältigen Menschen, die nach ihrem Platz in Gesellschaft und Kirche suchen?

Als Getaufte oder Getaufter ein lebendiger Teil der Kirche zu sein, bedeutet aus meiner Sicht, die eigene Entscheidung zu treffen, dabei sein zu wollen bei diesem großen Ganzen, das Kirche heißt und zuerst einen Freiraum zur eigenen Entfaltung zu suchen und zu entdecken, um sich mit Engagement einzubringen. Dazu gehört es, dass jeder und jede willkommen ist und herzlich angesprochen und aufgenommen wird.

Paulus schreibt in der Lesung dieses Sonntages im Galaterbrief 3,26-29:

Es gibt nicht mehr Juden und Griechen,
nicht Sklaven und Freie,
nicht männlich und weiblich;
denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.

Ich wünsche Ihnen die Erfahrung, den eigenen Platz zu finden und ich bitte Sie achtsam mitzuhelfen, dass neue Menschen sich willkommen fühlen und am Ganzen mitwirken wollen.

Ihre Religionslehrerin

Gudrun Gärtner