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Geistliche Hausapotheke

06.01.2025

Im Zeichen Gott erfahren

Bild: Alois Ehrl

Zeichen lösen nicht selten etwas aus in uns. Ein Gipfelkreuz, ein Regenbogen, ein auffallender Stern am Himmel. Ein solcher löste nach dem Bericht des Evangelisten Matthäus auch bei Sterndeutern im Orient ein Sich-auf-den-Weg-Machen aus. Sie sahen im Stern einen Hinweis auf die Geburt des neugeborenen Königs der Juden. Er bewegte sie zur Suche nach ihm. Sie brachen auf ohne zu wissen, wo und wie sie ihn finden könnten. Für die Sterndeuter war der Stern ein Hoffnungsschein zu einer besseren Welt, die durch diesen König kommen soll. Diese Ahnung gab ihnen wohl die Kraft, die Strapazen der beschwerlichen Reise auf sich zu nehmen, den Gefahren zu trotzen und immer weiter zu suchen, bis der Stern stehen blieb an dem Ort, wo sie „sahen das Kind und Maria, seine Mutter“. Sie fielen nieder, huldigten ihm und holten ihre Schätze für das Kind hervor: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Keine Widrigkeiten und Hindernisse hielten sie ab vom Erreichen ihres Ziels.

Einem Stern folgen, sich von einer Sehnsucht leiten lassen, einer Vision trauen, die dem Leben Sinn und Richtung gibt, ist das nicht auch eine Empfehlung für mich? Ein Lebenstraum kann in Erfüllung gehen, wenn ich ihm unbeirrt, beharrlich und mutig folge. Das trifft nicht zuletzt auch für meine Suche nach einer Gotteserfahrung zu. Die Sterndeuter machten sie auf wunderbare Weise mit dem Stern, der sie zum menschgewordenen Gottessohn führte.

Warum sollte Gott es nicht auch bei mir zu einer Erfahrung mit ihm kommen lassen durch ein Zeichen? Meine Suche nach Gott kann zur Begegnung mit ihm führen, wenn ich für sie mehr Energie aufwende als meiner Angst und meinem Kleinglauben nachzugeben. Der Versuch lohnt sich, dass ich bewusst meine Sinne öffne für Zeichen, die er mir vielleicht sendet, oder einfach zurückschaue auf gute Fügungen und entscheidende Augenblicke in meinem Leben.

Alois Ehrl, Domkapitular i. R.