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Geistliche Hausapotheke

06.04.2025

In die Erde geschrieben

Bild: Friedbert Simon In: Pfarrbriefservice.de

Vorweg möchte ich feststellen: in diesem  Evangelium geht es den Schriftgelehrten gar nicht in erster Linie um das Verfahren gegen die Ehebrecherin. Die Frau ist nur ein Mittel zum Zweck. Sie wollen vielmehr Jesus als ungläubigen Aufrührer entlarven, der die Gebote des Mose missachtet und damit auch den Gott Israels. Wenn das rechtssicher belegt werden kann, kann er endlich hingerichtet werden.

Nach den damals geltenden Gesetzesauslegungen erwartete eine Ehebrecherin die Steinigung. Auch für ehebrechende Männer gab es Strafen. Ob das geschehen ist oder ob sich der Täter freigekauft hat, kann hier nur Spekulation bleiben. Meist wurde eine Frau ungleich stärker bestraft als ein Mann.

Jesus fängt keine Grundsatzdiskussion mit den Schriftgelehrten an. Er könnte anführen, dass zum Ehebruch immer zwei Beteiligte gehören. Dass das Steinigen eines Gotteskindes Sünde ist. Dass die Gesetze den Menschen dienen sollen und das Liebesgebot alle Gebote zusammenfasst bzw. über allen Geboten steht, hat er schon oft genug gesagt - zum Unmut der geistlichen Obrigkeit.

Jesus lässt sich nicht provozieren. Er schreibt in den Sand - eine coole Reaktion. Dann stellt er die Gegenfrage: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie!“ Er spielt den Ball zurück an die Schriftgelehrten und bringt sie zum Nachdenken. Letztlich wagt keiner mehr, sich selbst als sündenfrei zu betrachten oder im Namen Gottes eine Hinrichtung zu fordern.

Ich wünsche uns allen einen klaren Blick auf unser Leben, eine realistische Selbsterkenntnis und die Barmherzigkeit, mit der Jesus der Ehebrecherin ein neues Leben eröffnet hat.

Ihr Diakon Ulrich Wiechers

 

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