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Geistliche Hausapotheke

16.10.2022

Ins Schauen, Staunen, Beten kommen

Schutzengelkirche Eichstätt. Foto: R. Brand

Kirchenräume sprechen zu uns, wenn wir uns - über touristisches Interesse hinaus - Zeit nehmen und sie auf uns wirken lassen. Dann vermittelt uns z.B. die Architektur ein Gefühl von Geborgenheit, "erhebt" uns oder macht uns demütig. Oder wir gehen dem Einfall des Lichts nach und werden aufmerksam, wohin es eine Spur legt, wie es den Raum belebt. Oder wir bleiben bei einer Statue stehen und betrachten sie, kommen vielleicht mit der dargestellten Person - mit Maria, dem Gekreuzigten, einem Engel - innerlich in einen Dialog. Oder uns fesselt ein Detail an einem Bild und wir erinnern uns an die zugehörige biblische Erzählung oder Heiligenlegende.

Manchmal brauchen wir auch einen "Übersetzer", eine "Übersetzerin" - so wie neulich die Eibacher GottesdienstKids bei ihrem Ausflug nach Eichstätt. Unser ehemaliger Kaplan Sebastian Braun verstand es, den geistlichen "Bauplan" der Schutzengelkirche so anschaulich zu vermitteln, dass uns allen völlig klar war, warum das erste Engel-Paar auf den Säulen nach dem Eingang ein Tränentuch und einen Schlüssel hat, das zweite in der Nähe der Kanzel eine Bibel und eine Posaune, das dritte vor der Altarinsel Brot und Wein. Die scheinbar zufällig angeordneten Symbole begannen zu uns zu sprechen!

Unsere neuen Kommunionkinder haben neulich ihre Pfarrkirche im Rahmen einer Kirchenforscher-Aktion erkundet. Ich hatte meine Freude an ihrem aufmerksamen Blick und ihrem Interesse. Die Bedeutung der einzelnen liturgischen Orte wird sich ihnen nach und nach durch die Weg-Gottesdienste erschließen, die wir in zweiwöchentlichem Rhythmus feiern.

Ich lade Sie ein, beim Sonntagsspaziergang am heutigen Kirchweihfest in einer/Ihrer Kirche vorbeizuschauen. Sie könnten ganz langsam durch den Raum gehen, immer wieder stehen bleiben, sich vertiefen. Wo bleibt Ihr Blick hängen? Was regt sich in Ihnen? Ein Staunen, eine Freude, eine Erinnerung an einen Gottesdienst, den Sie mitgefeiert haben, an Menschen, die Ihnen hier begegnen? - Sie könnten dem einfach Raum geben und in der Stille verweilen. Und vielleicht ins Beten kommen, ein Kerzchen anzünden - Gott Ihren Dank sagen oder ihm jemanden ans Herz legen.

Wie gut, dass es unsere Kirchen gibt!

Ihre Gemeindereferentin Irene Keil