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Geistliche Hausapotheke

14.08.2022

Jesus, der "Brandstifter"

Foto: Christiane Raabe, in: www.pfarrbriefservice.de

„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen.“…. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen? Nein sage ich euch, sondern Spaltung.“ Bei solchen Worten Jesu schlucken wir zuerst einmal und reagieren mit Unverständnis. Gerade in einer Zeit, in der wir in Europa wieder einen Krieg erleben. Wie kann der sonst so gütige und barmherzige Jesus so reden?Zündelt er da nicht? Macht er sich da nicht zu einem Brandstifter?

Von einem Brandstifter wissen wir: Er hantiert mit Brandsätzen. Und genau das hat Jesus im übertragenen Sinn getan. Seine Sätze gleichen oft Brand-Sätzen: Sätzen, die brennen, die die Gemüter erhitzen, die „anfeuern" und etwas bewegen wollen. So war er bereit für das zu streiten, was ihm wichtig war bis hin zum Einsatz des eigenen Lebens. Er nahm es in Kauf, dass sich Menschen an seinem Evangelium reiben. Er spülte es nicht weich, um sich Probleme zu ersparen. Ein Glaube „light“ war nicht seine Sache. Sein Bildwort „Feuer auf die Erde zu werfen“ birgt durchaus Konfliktpotential.

Doch Jesus will damit nichts anderes als uns ermutigen zu einem klaren Zeugnis. Wir sollen Menschen werden, die nicht nur fromme Worte auf den Lippen haben, sondern für eine Sache „brennen“. Er wünscht sich uns als Christinnen und Christen, die lieber Konflikte in Kauf nehmen als das Streben nach Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung aufzugeben.

Jesus weiß um die Wirkung seiner Worte. Er weiß, dass sie eine Entscheidung verlangen. Fragen wir uns deshalb angesichts des „Feuers“, das Jesus auf die Erde werfen will, wo wir zu wenig konsequent sind, wo wir uns mit einem Christsein auf Sparflamme zufrieden geben, wo wir uns zu schnell mit einem faulen Frieden abfinden, statt für Wahrheit und Gerechtigkeit zu streiten, wo wir unsere Überzeugung verschweigen nur „um des lieben Friedens willen“. Wer für Jesus „brennen“ möchte, kommt nicht umhin, auch zwischendurch gegen den Strom des Zeitgeistes zu schwimmen.

Alois Ehrl, DK. i.R.