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Geistliche Hausapotheke

08.05.2022

Niederlagen - Wendepunkte

Foto: M. Asbach

Während wir uns aktuell Sorgen um einen Dritten Weltkrieg machen, können wir uns heute 77 Jahre zurückerinnern: am 8. Mai 1945 unterzeichnete unter anderem Generalfeldmarschall Keitel im Hauptquartier der Sowjetarmee in Berlin die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reiches, nachdem sie zuvor schon gegenüber den britischen und amerikanischen Armeen erklärt worden war. In Europa fand damit der Zweite Weltkrieg sein Ende.

Die Frage, ob die Kapitulation nun Niederlage oder Befreiung war, ist viel diskutiert und müßig. Vermutlich war sie beides. Schon rein formal besiegelt eine Kapitulationserklärung eine Niederlage. Andererseits hat die Kapitulationserklärung 1945 nicht nur ein Ende der Kriegsschrecken mit sich gebracht, sondern ebenso die Befreiung vom Nazi-Regime - der Krieg wie auch die Gräueltaten des NS-Regimes kosteten Millionen von Menschen das Leben. Darüber hinaus hat sich (West-)Deutschland nach der Niederlage hervorragend entwickelt. Aus heutiger Sicht betrachtet, dürfte die Niederlage von 1945 für Deutschland viel Gutes gebracht haben (abgesehen von der Vertreibung von Schlesiern, Sudetendeutschen und anderen): Befreiung von einer Diktatur und Impuls zum wirtschaftlichen Aufstieg.

Vielleicht kennen Sie das auch aus Ihrem Lebensumfeld: Niederlagen, die sich ins Positive wenden. Zum Beispiel eine schwere berufliche und persönliche Krise, die einem Anlass gibt, sich wieder an die Familie zu wenden, mit der man vor langer Zeit gebrochen hat - und plötzlich fühlt man sich wieder ganz warmherzig aufgenommen und geborgen in dieser Familie. Oder Liebeskummer nach einer gescheiterten Beziehung - und dann findet man auf einmal den Mann fürs Leben. Oder ein Unwetter zerstört Ihr Haus, aber dank vieler Spendengelder (und auch der Versicherung) können Sie neu bauen, und zwar mit all den kleinen Verbesserungen, die Sie sich schon immer gewünscht haben.  - Vielleicht haben Sie sich in solchen Situationen von Gott begleitet gefühlt?

Krisen sind oftmals Wendepunkte im Leben. Nicht immer läuft das Leben danach besser. Die Bibel jedoch berichtet uns immer wieder von grundlegender Wenden, von Niederlagen, die sich ins Gegenteil verkehren - denken wir z.B. an Saulus/Paulus, der bei der Verfolgung der ersten Christen eine kapitale Niederlage erleidet und dann selber Christ wird.

Dieser Tage erst haben wir Karfreitag und Ostern gefeiert. Am Karfreitag ist unser Herr Jesus Christus am Kreuz gestorben, hat die ultimative Niederlage erlitten, und ist dann wieder auferstanden, hat den Tod besiegt. Nicht nur der Sieg über den Tod und die Sündenvergebung sind darin eine frohe Botschaft. Nein, auch weil Gott da dabei war, ganz persönlich, beim Sterben Jesu, können wir uns ganz gewiss sein, dass Gott uns in jeder Krise begleitet. Wir müssen Krisen nicht allein durchstehen!

Ob Gottes Begleitung dazu führt, dass sich jede Krise ins Positive wendet oder gar das Leben danach super wird? Wir wissen es nicht. Der Gegenwind wird aber milder und erträglicher, wenn Gott bei uns ist.

Und eine Gewissheit haben wir: Durch Jesu Tod und Auferstehung hat der Tod seinen Stachel verloren (vgl. 1 Kor 15,55). Georg Weissel dichtet es in seinem Osterlied so: „O Tod, wo ist dein Stachel nun? Wo ist dein Sieg, o Hölle? Was kann uns jetzt der Teufel tun, wie grausam er sich stelle?“

Dieses Bewusstsein für Christi Ostersieg wünschen wir uns und Ihnen: im normalen Leben und in Krisenzeiten.

Gemeindereferentin Maria Asbach und Prädikant Stefan Asbach