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Geistliche Hausapotheke

05.09.2021

"Öffne dich!"

Plastik in der Kapelle St. Michael, Stein-Deutenbach (Foto: A. Ehrl)

Ein Leben ohne Geräusche, ohne Stimmen, ohne den Klang der Musik. Wahrlich ein Handicap, das zu bewältigen alles andere als leicht ist. Für Hörende kaum vorstellbar.

Das Evangelium dieses Sonntags berichtet von Jesu Begegnung mit einem Gehörlosen und seiner wunderbaren Heilung. Gott sei Dank gibt es heute die Gebärdensprache gegen die Gehörlosigkeit.

Nun kennen wir nicht nur eine körperliche Taubheit mit negativen Folgen, sondern auch eine seelische: Die innere Blockade gegenüber Gottes Wort, gegenüber der Wahrheit, gegenüber gut gemeintem Rat oder berechtigter Kritik. Eine solche innere Taubheit wird weniger als Handicap empfunden.

Der Ruf Jesu gegenüber dem gehörlosen Mann: „Öffne dich!“ richtet sich auch an jemand, der innerlich nicht hören kann. Die zwei Worte kann ich als geistlichen Impuls mit hineinnehmen in meinen Alltag und mich fragen: Wo sollte ich mich mehr öffnen? Wo bin ich taub geworden für Gottes Wort? Wo höre ich nicht auf bestimmte Menschen und auf ihre Bitten und Bedürfnisse? Wo fehlt mir das Gespür, das zu hören, was nicht ausdrücklich gesagt, was aber von mir erhofft wird? Wo bin ich zu abgestumpft gegenüber Notrufen aus meiner unmittelbaren Umgebung oder der weiten Welt? Wo finde ich nicht das richtige Wort für Mitmenschen, weil ich zu sehr auf meine Ansicht fixiert bin?

Von Jesus heißt es im Evangelium: „Er hat alles gut gemacht, er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen:“ Auch ich kann etwas gut machen gegenüber einer Taubheit in mir. So steht es mir gut an, seinen Ruf „Öffne dich!“ auf mich zu beziehen und meine Möglichkeiten zu nützen, da und dort aufgetretene Taubheit bei mir abzubauen. Ich bin überzeugt, dass sich das heilsam für mich und im Umgang mit anderen Menschen auswirkt.

Domkapitular i. R. Alois Ehrl