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Geistliche Hausapotheke

26.06.2022

Unser "Navi" Gott

Foto: Christian Schmitt, in: Pfarrbriefservice.de

Wenn wir heute mit dem Auto eine Reise unternehmen, so gibt es Hilfsmittel, die uns den Weg weisen - ein eingebautes Navigationssystem oder die sog. „Karten-Apps“ auf den Mobiltelefonen. Es bedarf keiner Orientierung durch Karten mehr, um den Weg zum Ziel zu finden - man könnte sagen: Einfach der (elektronischen) Stimme nach!

Von so einem „richtungsweisenden Navigationssystem“ hören wir auch in den Lesungen des heutigen Sonntags: Der Glaube an den dreifaltigen Gott ist für den Christen eine wegweisende Ansage zum Ziel, das da heißt: Hier auf Erden schon in der liebenden Beziehung zu unserem Schöpfer, Heiland und Erlöser zu wandeln. In unserer Taufe wurde die Grundlage dieser Beziehung gelegt: als Kinder Gottes dürfen wir Gott liebevoll unseren „Abba“ (=Vater) nennen.

Aber es ist wie beim Navigationssystem auch: WIR entscheiden, ob wir den vorgeschlagenen Weg „fahren“, ob wir abbiegen oder (vorübergehend) stehen bleiben. Gott schenkt uns die Freiheit, dem Vorschlag seiner Zielvorgabe zu folgen oder nicht.

Wenn wir uns jedoch als Christen dafür entscheiden, den Weg zu und mit Gott zu gehen, ihm also nach-zu-folgen, verheißt uns Gott ein Leben in Fülle. Vielleicht erschrecken wir in der Erzählung der Nachfolge des Elischa (1 Kön 19) als Prophet über die Entschiedenheit seines Handelns, alles bisher Gewohnte zurück zu lassen, um sich ganz vom Willen Gottes führen zu  lassen. Vielleicht ist es sogar so, dass wir nach dieser Erzählung und den „Bedingungen“ zur Nachfolge, die Jesus im heutigen Evangelium (Lk 9, 51-62) aufstellt, resigniert feststellen wollen: „Wie kann ich denn diesem Anspruch Gottes als Christ in der Welt von heute auch nur annähernd entsprechen?“ Und gerade weil wir dann Gefahr laufen, uns damit zu begnügen, die Segnungen und das Wohlwollen Gottes in unserem Leben zu genießen, ohne selbst aktiv Gottes Nähe zu suchen (weil wir vermeintlich Gott ja nie genügen können), tut es gut, die mahnenden Worte des Apostels Paulus in der zweiten Lesung (Gal 5) zu hören: „Wandelt im Geist, dann werdet ihr das Begehren des Fleisches nicht erfüllen!“ (Gal 5,16) Das heißt konkret: Wenn ihr der Navigation der Stimme Gottes nicht mehr folgt, dann folgt ihr nur noch eurem eigenen (fleischlichen) Willen - dann denkt ihr, Gott hat euch zur Freiheit berufen, missbraucht diese Freiheit aber für Dinge, die euch von Gott wegführen und euch auf dem Lebensweg falsch abbiegen lassen.

Ich glaube, Eines ist hier wichtig zu verstehen: Gott fordert nicht von jedem, die Nachfolge so entschieden zu gehen, wie wir es bei Elischa oder den Jüngern Jesu in deren Verhalten sehen: alles zu verkaufen und gering zu schätzen, um nur noch dem Willen Gottes zu folgen. Aber natürlich gibt es diese Art der Nachfolge einer bewussten Entscheidung auch heute noch - alles zurückzulassen um des Himmelsreiches Willen. Aber entscheidend ist für den Christen im Hier und Heute zunächst die Entwicklung einer Herzenshaltung, die Gott den ersten Platz bei allen Entscheidungen im Alltag einräumt: Wenn ich Gott frage: Was willst DU, dass ich heute tue? -  dann erwächst aus dem täglichen Einüben dieser inneren Herzenshaltung („auf DU und DU mit Gott“) ein Handeln, das den Unterschied eines Christen im Heute ausmacht: Wir machen einen Unterschied, weil wir uns auf „unser Navi Gott“ ausrichten, und das können die Leute in unserem Verhalten tatsächlich auch sehen.

Ihr Diakon Michael Sporrer