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Geistliche Hausapotheke

22.05.2022

„Wenn der Wind der Veränderung weht..."

Foto: Tobias Bögl

Ein chinesisches Sprichwort lautet: „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen."

Kirche ist derzeit in Veränderung. Man könnte auch sagen: Der Heilige Geist, der uns heute im Evangelium von Jesus als Beistand versprochen wird, zeigt sich als Wind der Veränderung. Darauf kann man nun unterschiedlich reagieren:

Mauern bauen ist oft einfacher. Ich möchte schützen und bewahren, was ich kenne. Ich möchte das gegen den Wind der Zeit erhalten, was mir wertvoll und was lieb und teuer ist. Aber Mauern schützen nicht nur, sie grenzen auch ab. Sie schrecken ab – sie halten andere draußen. Und Mauern halten die Veränderung nicht auf. Sie helfen nur das zu bewahren, was vorher war. Etwas hinter dicken Mauern zu bewahren – das tut auch ein Museum. Wie lebendig etwas hinter dicken Mauern bleiben kann, das ist die Frage… Möchte ich wirklich, dass wir Christinnen und Christen uns hinter dicken Mauern verstecken?

Oder doch die zweite Möglichkeit? Eine Windmühle zu bauen heißt, sich mit dem Wind der Veränderung auseinanderzusetzen und ihn zu nutzen.

Es heißt, erst einmal zu sehen: Woher weht denn der Wind… Was hat sich verändert, was bewegt, wo ist es möglich, diesen Wind zu nutzen…. Es heißt sich zu überlegen: Welcher Wind kann auch meine Mühle antreiben…?

Windmühlen zu bauen, heißt auch, sich einen Standort im Wind zu suchen, fest zu stehen, ein gutes Fundament zu haben und sich trotzdem bewegen zu lassen. Eine Windmühle zu bauen ist sicher nicht einfach und einen geeigneten Standort zu finden, nicht immer leicht. Vielleicht ist es sogar ein gewisses Wagnis. Aber es ist eine Möglichkeit, mit dem Wind der Veränderung umzugehen.

Wir können den Wind der Veränderung nicht aufhalten. Wir können nicht aufhalten, dass Dinge anders werden, vielleicht auch schwieriger werden. Dass manches liebgewonnene Weggeblasen (so wie der Abschied Jesus von den Jüngern heute im Evangelium) und neues herangetragen wird. Aber wir können uns überlegen, wie wir mit der Veränderung umgehen.

Wir können uns überlegen, ob wir uns abschotten und Mauern bauen wollen – oder ob wir Veränderung mitgestalten wollen, neues Aufbauen wollen.

Nach Ostern haben sich die Jünger erst auch einmal hinter Mauern verschanzt und die Türen geschlossen. Doch gestärkt durch den Heiligen Geist, den Beistand, sind sie in die Welt gegangen und haben die Mauern hinter sich gelassen. Können wir genauso mutig sein – mit Gottes Hilfe?

Ihr Gemeindereferent
Matthias Bögl