„Wenn nichts mehr geht, dann geh!“

Ja: Nichts geht mehr in Jerusalem. Ihr Rabbi Jesus, in den seine Jünger*innen so viele Hoffnungen gesetzt haben, ist tot und begraben. Zwei von ihnen - so erfahren wir im Evangelium des heutigen Tages -  kehren dem Schauplatz der Hinrichtung den Rücken. Was sollen sie noch dort? Es zieht sie heim nach Emmaus, in ihre Heimat, in ihren sicheren Hafen.

Beim Gehen kommen sie gedanklich in Bewegung und ins Reden. Sie gehen miteinander durch, was sich in den letzten Tagen ereignet hat. Und sie gehen dabei aus sich heraus. Erinnerungen werden lebendig und kommen zur Sprache, schöne und schmerzliche. Das Miteinander-Gehen hilft, Geschehenes zu verarbeiten.

Im Gehen tut sich Neues auf: „Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen.“  Die göttliche „Draufsicht“ legt sich sozusagen zu ihrer menschlichen Sicht dazu und gibt dem Geschehenen eine neue Deutung, lässt Hoffnung aufkommen: Ist all das Schreckliche vielleicht doch nicht umsonst gewesen? Hat es einen tieferen Sinn? - Die Jünger spüren die Wirkung dieser neuen Sicht am eigenen Leib: es wird ihnen warm ums Herz…

Pilger*innen erzählen, dass sich im Gehen oft etwas setzt und ordnet an Lebensfragen, die sie mit sich tragen. Begegnungen auf dem Weg inspirieren dazu, Dinge in einem neuen Licht zu sehen. Zuversicht und Mut wachsen.

Ich erfahre das so ähnlich in meiner Geistlichen Begleitung. In normalen Zeiten säße ich dafür in einem Sprechzimmer. Bedingt durch die Pandemie, finden diese monatlichen Gespräche derzeit in Form eines Spaziergangs statt. Immer habe ich das Gefühl, als käme mit den Füßen auch mein Herz in Bewegung! 

Wenn also in uns oder um uns etwas ins Stocken geraten ist: was hindert uns daran, einen Weg unter die Füße zu nehmen, einen "Emmausgang"? - Wenn nichts mehr geht, dann geh!

Ich wünsche Ihnen gute Schritte mit dem Auferstandenen an Ihrer Seite!

Ihre Gemeindereferentin Irene Keil