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Geistliche Hausapotheke

28.03.2020

Wer mit dem Herrn den Kreuzweg geht

Kreuzweg der Pfarrkirche St. Walburga, 7. Station

Gedanken zum Sonntagsevangelium

Seit Wochen verfolge ich aufmerksam die Berichterstattung im Blick auf die Ausbreitung des Coronavirus und deren Folgen. Dabei haben sich bei mir die Bilder aus Bergamo in Italien eingeprägt, als gezeigt wurde, wie die Toten in Militärkonvois aus der Stadt gefahren werden, weil das örtliche Bestattungswesen überlastet war.

Aus der Ferne betrachtet, erschüttern mich solche Bilder, sie machen nachdenklich oder erregen Mitleid. Manchen Menschen jagen sie Angst ein.

Wenn der Tod aber in das eigene Lebensumfeld kommt, dann betrifft er mich mit meiner ganzen Existenz: Das Leben fährt Achterbahn, Tränen fließen, Schmerz, Traurigkeit und Hilflosigkeit machen sich breit.

So wird es auch den Schwestern Marta und Maria aus Betánien gegangen sein, die, so lesen wir im Evangelium des heutigen Passionssonntags, um ihren verstorbenen Bruder Lazarus trauern. Doch die beiden Frauen kennen Jesus und wissen um seine göttliche Macht. Sie sind sich sicher, dass ihr Bruder Lazarus auferstehen wird (vgl. Joh 11,24). Und Jesus bestätigt das mit seinem Wort, das sicher viele von uns aus der Beerdigungsliturgie kennen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ (Joh 11,25f.)

Und Jesus hält sein Wort. Er erweckt Lazarus vom Tod, nicht am jüngsten Tag, so wie es die Schwestern hoffen, sondern sofort, sozusagen an Ort und Stelle (vgl. Joh 11,43f).

Diese Zusage Jesu, dass die Toten leben werden, ist von ihm nicht einfach so dahingesagt. Am heutigen Passionssonntag wird mir vor Augen gestellt, dass Jesus selbst diesen Weg gegangen ist. Er verspricht nichts, was er nicht selbst durchlebt und durchlitten hat. Auch ihm bleiben der körperliche und seelische Schmerz, der Kreuzweg, das Kreuz und der Tod nicht erspart. In seinem Tod ist er unseren Tod, den Tod unserer Lieben und den Tod der Opfer des Coronavirus gestorben.

Ein guter Freund hat mir zum heutigen Evangelium noch einen anderen Aspekt erschlossen. Er schrieb mir: „Was mich an dem Evangelium so fasziniert, ist, dass auch Jesus weint. Obwohl er göttlich ist, kennt er alles Menschliche, außer die Sünde. Das entrückt ihn nicht ausschließlich in das Göttliche, sondern macht ihn uns Menschen nahe. Er versteht uns sogar im (ver)zweifelnden, anfragenden, manchmal vielleicht sogar im aussichtslos gemeinten Leid. Er kennt alles an uns und in uns bis auf den Grund, bleibt aber dennoch der Fels in der Brandung.“ (vgl. Joh 11,35)

Im Blick auf das Osterfest, das wir in zwei Wochen feiern, löst sich diese Spannung. Wir werden das Leben feiern, wir werden die große Wandlung feiern. Im Tod Jesu ist das Leben für uns. Im Tod Jesu ist die Erlösung für uns. Es wird sich ereignen, was wir in den Tagen der österlichen Bußzeit im Lied singen: „Wer mit dem Herrn den Kreuzweg geht, wird jubelnd, wenn er aufersteht, das Halleluja singen.“ (GL 759,7)

Mussten Sie schon die Erfahrung machen, einen lieben Menschen zu verlieren? Jeder Mensch nimmt anders Abschied. Wie war das bei Ihnen? Konnten Sie Trost und Stärkung im Glauben an die Auferstehung finden?

Schreiben Sie es mir!

Ihr Pfarrer Michael Alberter