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27.02.2021

Die "Diksha members" als Vorbild für die Gemeinde

Foto: R. Yeruva

In meiner Heimat, dem Bistum Guntur (Bundesstaat Andhra Pradesh, am Golf von Bengalen gelegen),  fasten die katholischen Christen vor Ostern auf eine ganz besondere Weise, indem sie Elemente aus anderen Religionen Indiens einbeziehen - besonders aus dem Hinduismus, der dort sehr verbreitet ist. In Verehrung für ihre Gottheit Ayappa fasten die Hindus in dieser Region gewöhnlich 40 Tage lang vor seinem Fest. In dieser Zeit tragen sie ausschließlich schwarze Kleidung, laufen barfuß und halten ein strenges Fasten, um Ayappa zu ehren. Außerdem sprechen sie rituelle Gebete.

Inspiriert durch diese Form der Gottesverehrung, hat die katholische Kirche in dieser Region die Fastenpraxis der Hindus in ihr eigenes Fasten integriert. Neben den Christen, die ganz normal fasten (Verzicht auf Fleisch, Alkohol und andere Konsumgüter), gibt es auch solche, die sich entschließen, für 40 Tage ähnlich streng zu fasten wie die Hindus. Man sagt von ihnen: „Sie nehmen die Diksha“ - das bedeutet:  sie akzeptieren eine Fastenordnung. Diese Fastenden - die „Diksha members“ - trennen sich für 40 Tage von ihrer Familie und übernachten auf dem Grundstück der Kirche; sie schlafen auf der blanken Erde, gehen barfuß und essen nur einmal am Tag. Man erkennt sie an den weißen Kleidern, die das Taufgewand symbolisieren, am Rosenkranz um den Hals. Manche tragen ein blaues Hals- oder Kopftuch als Zeichen der Verehrung für die Gottesmutter Maria. Dreimal täglich beten sie in Gemeinschaft: frühmorgens bei der Hl. Messe, am Nachmittag und vor dem Schlafengehen. Sie besuchen die Kranken im Dorf und bringen ihnen Medikamente und Lebensmittel.  Jeden Abend werden die „Diksha members“ in einem anderen Haus bewirtet; es bringt Segen, sie verköstigen zu dürfen.

Man kann sich jedes Jahr neu entscheiden, ob man die „Diksha“ nehmen möchte. Manche Christen machen das nur einmal in ihrem Leben, manche jedes Jahr. Ich selber habe es in der 7., 8. und 9. Klasse getan. Die „Diksha members“ sind ein großes Vorbild für die Gemeinde.

Kaplan Rajesh Reddy Yeruva