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13.09.2020

"...der wohl schönste Friedhof in Deutschland!"

Johannisfriedhof in spätsommerlicher Blüte

33 Kunstinteressierte durften sich am 12. September bei zwei geführten Rundgängen über den Johannisfriedhof davon überzeugen, dass dieser Superlativ stimmt. Kunsthistoriker Andreas Puchta M.A. erzählte anschaulich von der Entstehung des Sondersiechkobels vor den Toren der Stadt Nürnberg in mittelalterlichen Pandemie-Zeiten und den Raubritter-artigen Spenden-Akquisemethoden der leprösen Insassen, die ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten mussten. 

Die Johanniskirche inmitten des Friedhofs ist die einzige im 2. Weltkrieg unversehrt gebliebene Kirche in Nürnberg. Mittelalterliche Buntglasfenster und eine Statue Johannes des Täufers, die dem jungen Veit Stoß zugeschrieben wird, ziehen die Blicke auf sich. Die eingezogenen Emporen zur Vermehrung der Anzahl der Sitzplätze erinnern manche Eibacher*innen an die dortige Johanneskirche. Kurios wirkt eine schamhaft hinter Fensterläden verborgene Darstellung der Auferstehung der Toten. Die Christen des Mittelalters nahmen keinen Anstoß an den nackten Leibern, die ihren Gräbern entstiegen, wohl aber die des 19. Jahrhunderts, die den "Überbau" veranlassten.

Die Bronze-Epitaphien auf den flach liegenden Grabsteinen verdienen besondere Aufmerksamkeit. Sie charakterisieren die Verstorbenen als Mitglied ihrer Sippe, als Angehörige ihres Berufs und ihres Standes - dezent-repräsentativ die mittelalterlichen Epitaphien, drastisch die aus der Barockzeit. Die Ehrengräber berühmter Nürnberger*innen werden rund um den Johannistag mit Blumengebinden in den Stadtfarben geschmückt. -  Aber auch abseits der Festwoche ist der Johannisfriedhof immer einen Besuch wert!

GR Irene Keil