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20.06.2021

"Ein Glücksgriff und ein Segen!"

Fotos: Christine Meier

"Zum Glück dürfen wir wieder singen! Das wäre ja zu traurig gewesen, wenn wir ihn hätten stumm verabschieden müssen, wo er doch so gern gesungen hat!" Die Teilnehmerin am Abschiedsgottesdienst für P. Tadeusz Majszyk CSsR sprach wohl allen übrigen aus der Seele. Und so bildeten seine Lieblingslieder einen würdigen Rahmen für die Eucharistiefeier am Sonntag, 20. Juni, in der Pfarrkirche Maria am Hauch.

Vor mehr als 32 Jahren - am 1. April 1989 - hatte DK i.R. Alois Ehrl den polnischen Redemptoristen in seinen Dienst als Seelsorger im Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth und als mitarbeitenden Priester der Pfarrei Maria am Hauch eingeführt. In der Eucharistiefeier gaben er und alle Anwesenden den Dank an Gott zurück. Und natürlich wurden viele Worte des Dankes und der Anerkennung gesagt.

Pfarrer Michael Alberter sprach dem Scheidenden ein Wort von Paul Josef Nardini zu: "Wo ich bin, da bin ich ganz." Das habe Pater Tadeusz verwirklicht in seiner "Kerngemeinde" in St. Elisabeth, in Maria am Hauch und den beiden anderen Pfarreien des Pfarrverbands und darüber hinaus in der katholischen Gehörlosenseelsorge, im Caritas-Altenheim St. Martin und in der polnischen katholischen Mission. 32 mal habe er an diesen Orten den Kirchenjahreskreis gefeiert, fünf Pfarrer erlebt und viele pastorale Mitarbeiter*innen kommen und gehen sehen. Unzählige Beichten habe er gehört, Hausbesuche bei betagten Menschen gemacht, Verstorbene zu ihrer letzten Ruhestätte begleitet und beständig für die ihm Anvertrauten gebetet. P. Tadeusz' frohes und bescheidenes Wesen, seine Loyalität und Ausdauer seien eine echte Bereicherung, eine Entlastung und Stütze für jeden Pfarrer gewesen. Pfr. Alberter schloss seine Predigt mit den Worten: "Wir danken dem Gott des Lebens, dass sich deine und unsere Wege 32 Jahre lang gekreuzt haben!"

Für den Kirchortsrat der Pfarrei Maria am Hauch sprach nach der Liturgie Dr. Sven Seeger, den P. Tadeusz vor über 30 Jahren getauft hatte, anerkennende Worte. Gelassenheit, Freude und authentische Frömmigkeit habe er ausgestrahlt. Als Geschenk der Pfarrei Maria am Hauch überreichte er ein Geheft von Grüßen, Fotos und persönlichen Worten von Gemeindemitgliedern, Gruppen und Kreisen.

Pfarrer Anton Schatz, mit dem P. Tadeusz von 1998 bis 2011 zusammenarbeitete, charakterisierte ihn treffend in Reimform. - DK i.R. Alois Ehrl brachte die Anwesenden zum Schmunzeln mit Anekdoten aus der Seelsorge im Altenheim. Er nannte seinen Mitbruder "einen Glücksgriff und einen Segen" und stimmte für ihn das bekannte polnische Glückwunsch-Lied "Sto lat, sto lat, niech żyje, żyje nam!" (= "Hundert Jahre, hundert Jahre möge er leben, leben mit uns.") an. Im Nu fand sich ein beachtlicher polnisch-sprachiger Chor unter den Mitfeiernden zusammen!

Der so Besungene kam als Letzter zu Wort. Über 32 Jahre habe er in St. Elisabeth mit vielen Brüdern und Schwestern (anfangs auch mit den Marienschwestern aus Polen - zwei von ihnen konnten heute an der Verabschiedung teilnehmen!) und mit dem Herrn Jesus unter einem Dach gelebt. Der Pfarrverband sei ihm zur zweiten Heimat geworden. Zu tun habe es in den verschiedenen Arbeitsfeldern genug gegeben: allein 1300 Beerdigungen habe er gehalten.... Nun kehre er zurück zu seiner Ordensfamilie. "Ich hoffe, ich werde nicht arbeitslos... aber ich glaube, mein Provinzial hat schon etwas vorbereitet!" P. Tadeusz versprach: "Auch wenn uns tausend Kilometer trennen: über die Brücke des Gebets und der Dankbarkeit bleiben wir verbunden!" Damit griff er einen Gedanken aus dem Blumenteppich auf, der den Altarraum schmückte.

Während der Eucharistiefeier leuchtete vor der Haucher Madonna eine Kerze mit dem Bild der Muttergottes von der Immerwährenden Hilfe. (Diese Ikone wurde im Jahr 1866 der Ordensgemeinschaft der Redemptoristen anvertraut, der P. Tadeusz angehört.) Eine ebensolche Kerze wird P. Tadeusz bei seinem Umzug ins Redemptoristenkloster Warschau begleiten. Dazu erhielt er ein deutsches Messbuch, denn er wird auch in Polen ab und zu die Messe in deutscher Sprache feiern, um nicht aus der Übung zu kommen bis zu der Zeit, in der er wieder einen Besuch in seiner zweiten Heimat macht. 

Beim anschließenden Stehempfang auf dem Kirchvorplatz weinte sogar der Himmel einige Tränen der Rührung und verwässerte den Sekt in den Gläsern.

Ade, lieber Pater Tadeusz, Vergelt's Gott und gute Reise - und auf baldiges Wiedersehen in Nürnberg-Südwest/Stein!

GR Irene Keil