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18.05.2020

Nachruf für eine Eibacher Fairtrade-Vorkämpferin

Zum Tod von Frau Karola Nüßler

„Unsere liebe Lola“… über viele Jahre fing jede unserer Sitzungen nach der „offiziellen Begrüßung“ in unserem kleinen Eine-Welt-Team mit diesem Satz an und Lola las uns ihr extra für uns formuliertes handgeschriebenes Manuskript vor… Jedes Mal hörten wir beeindruckt zu und staunten über ihre so tiefgehenden Gedanken über das Leben, die Welt mit all ihren Facetten und den Glauben. Jedes Mal klar und verständlich und immer aus einem ganz anderen, neuen Blickwinkel betrachtet - Lolas Blick eben…

Auch wenn „Lola“ (liebevolle Abkürzung für Karola) mal nicht dabei sein konnte oder auch dann, als Lola aus Altersgründen nach 2017 nicht mehr aktiv in unserem Team sein konnte, sprachen wir noch viel von ihr, auch mit den neu dazugekommenen Teammitgliedern, denn sie war  eine einfach so beeindruckende Frau! Blitzgescheit und analytisch, völlig geerdet, mit einem enormen Gerechtigkeitssinn, einem riesigen Herzen, jeder Menge Humor und so viel jugendlicher Ausstrahlung und Verständnis für die Jugend – und immer mit dem großen Vertrauen zu Gott! „Der liebe Gott weiß ganz genau, wann es der richtige Zeitpunkt ist!“. Dieser ist gekommen und unsere Lola ist am 13. Mai von uns gegangen. Sie wurde 91 Jahre alt. Wir denken in großer Trauer an sie und ihre Lieben – und sind dankbar, einem so besonderen Menschen begegnet sein zu dürfen.

Ihre Arbeit in unserem Eine-Welt-Laden begann 1986 mit der Gründung des  Ladens durch den damaligen Kaplan Michael Kneißl. Neben ihrem Beruf als Religionslehrerin brachte sie sich zusammen mit anderen Engagierten vielfältig in der Pfarreiarbeit ein. Sie hatte einen offenen und modernen Blick auf den Fairen Handel und die aktive Mitarbeit im Eine-Welt-Laden war ihr stets wichtig. So übernahm sie nach ihrer Pensionierung noch regelmäßig freitags den Verkauf. Viele Stammkunden schauten da bei ihr auf einen Einkauf bzw. ein Pläuschchen vorbei. Fair Trade war ihr wichtig, weil dadurch „Kleinbauern und Handwerker die Möglichkeit haben, ihren Lebensunterhalt zu sichern und ihren Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen“ (aus einem Interview).

2011 verlieh ihr der Eichstätter Bischof eine Ehrenurkunde für ihr 25-jährigesEngagement in der Eine-Welt-Arbeit, worum sie aber – bescheiden wie sie war -  kein großes Aufheben machte.

2018 zog sich Lola dann zurück, da ihr die Anfahrt aus Langwasser, wo sie - nach dem Tod ihres Mannes – mit ihrer Schwester zusammen wohnte, zu weit geworden war.

Ihr Ehemann Gerd (lange Jahre Kirchenpfleger in St. Walburga) hatte 2010 eine Stiftung ins Leben gerufen, mit welcher das Ehepaar soziale und karitative Einrichtungen unterstützen: nach der Hospizarbeit kam Donum Vitae, die Caritas und die pastorale Arbeit der Jesuitenmission hinzu. Im September 2018 erschien im Magazin der NN „Sechs + Sechzig“ ein ausführlicher Bericht über Lolas Stiftertätigkeit. Ihr Wunsch, dass ihre beiden Nichten diese Tätigkeit fortführen, wird wohl in Erfüllung gehen, denn die wichtigste Eigenschaft scheinen die Verwandten mitzubringen: „Helfen zu wollen, das steckt in einem drin.“

Stellvertretend für das Eine-Welt-Team:

Patrizia Arrigo-Daumenlang und Angela Strack