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25.11.2022

Namenlose Künstler machten Nürnberg alle Ehre

Foto: I. Keil

Auf großes Interesse stieß der erste von drei Bildvorträgen zu Nürnberger Künstlerpersönlichkeiten am Freitag, 25. November, in St. Walburga. Kunsthistoriker Andreas Puchta M.A. stellte den 25 Teilnehmenden herausragende Architektur, Malerei und Textilkunst aus der Zeit zwischen der Stadtgründung und der Heiligsprechung des Hl. Sebald im Jahr 1425 vor.

Charakteristisch war für diese Epoche, dass die Künstler hinter ihrem Werk zurücktraten. Erst ab der Neuzeit wurden Werke signiert oder lagen schriftliche Aufträge bzw. Quittungen vor, über die sich Steinbildhauer, Maler und Bildwirkerinnen identifizieren lassen.

So blieben die Urheber des irischen Flechtwerks an den Säulen in der Burgkapelle namenlos - ebenso wie die Glaskünstler, die die bunten Kirchenfenster schufen oder die Maler der zahlreichen Bildaltäre. Wandernde Bauleute kamen nach der Fertigstellung des Straßburger Münsters nach Nürnberg und gestalteten die Westfassade der Lorenzkirche - die angeblich schönste gotische Kirchenfassade Süddeutschlands!

Einen enormen Aufschwung nahm Nürnberg, als Kaiser Sigismund die Stadt im Jahr 1423 zum Verwahrungsort der Reichskleinodien bestimmte. Jedes Jahr am 2. Freitag nach Ostern zog die "Heiltumsweisung" am Hauptmarkt bis zu 100.000 Pilger und Schaulustige an (bei einer Einwohnerzahl von 40.000). Für die Reichsreliquien wurde ein kostbarer Schrein aus Silber und Gold geschaffen, der in der Kapelle des Heilig-Geist-Spitals gut gesichert mit Ketten von der Decke hing. 

Um Papst Martin V. zur längst überfälligen Kanonisierung des Hl. Sebald zu bewegen, wurde in Nürnberg ein prächtiger Bildteppich mit Szenen aus dem Leben des Heiligen gewirkt, als Geschenk für den Papst. Anders als geplant, wurde der Teppich nicht nach Rom gebracht, sondern verblieb in Nürnberg. Die Reliquien des 1425 kanonisierten Stadtheiligen nahm ein ähnlich kostbarer Schrein aus Gold und Silber auf.

Mit einigen urwüchsigen Sebalduslegenden als Gute-Nacht-Geschichten wurden die Kunstinteressierten in den Abend entlassen. 

Am 27. Januar folgt der 2. Abend der Vortragsreihe - dann geht es um Nürnbergs goldenes Zeitalter im 15. und 16. Jahrhundert, in dem die Künstler nun endlich namentlich bekannt sind: Hans Pleydenwurff, Michael Wolgemut, Albrecht Dürer und Peter Vischer.
Herzliche Einladung dazu!

Gemeindereferentin Irene Keil