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06.03.2022

"Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens!" (Lk 1,79)

Fotos: Michael Berning

Mit blauen und gelben Bändchen am Reißverschluss oder am Rucksack pilgerten 32 Friedensbewegte am Samstag, 5. März, auf dem Jakobsweg von Nürnberg-Eibach nach Roßtal. "Pilgern für den Frieden" bedeutet, aus der Ohnmacht ins Handeln zu kommen: in Bewegung, in den Austausch, ins Beten, auf ganz einfache Art - so der Vorschlag von Gemeindereferentin Irene Keil und Gerda Jansen, die den Pilgertag miteinander konzipierten. 

Die ersten Kilometer vom "Scherenschleifer" im Wiesengrund über Deutenbach und bis an den Ortsrand von Oberweihersbuch dienten dem "Einlaufen" und der Kontaktaufnahme zwischen den bunt gemischten Pilger*innen: die meisten kamen aus den Eibacher Gemeinden St. Walburga und St. Johannes Baptista, doch auch Frauen und Männer aus Altenfurt, Kornburg, Zerzalbelshof und Deutenbach gesellten sich dazu. Und viele andere hatten im Vorfeld geschrieben: "Ich kann an diesem 5.3. nicht mitgehen - aber ich gehe meine Wege des Tages mit euch zusammen in diesem Anliegen." - Außerdem trafen sich parallel zum "Pilgern für den Frieden" um 14 Uhr Beter*innen in der Kirche St. Albertus Magnus.

Unterwegs gab es an vier Stationen je ein Stichwort zur Besinnung: "Frieden mit der Schöpfung" - "Frieden mit mir selbst" - "Frieden zwischen den Menschen" - "Frieden mit Gott". Die Pilger*innen konnten Assoziationen zum jeweiligen Stichwort in die Runde sagen: Fragen, Erkenntnisse, Klagen, Erfahrungen... Was benannt wurde, blieb unkommentiert stehen - als Einladung, mit einer der Anregungen in der folgenden Viertelstunde schweigend zu gehen. Immer wieder erklangen die Bitte "Richte unsere Schritte auf den Weg des Friedens!" und der Kanon "Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr, suche den Frieden!"

Die evangelische Ägidiuskirche in Weitersdorf war unerwarteter Weise zugänglich und so konnte die Gruppe für einen Moment Zuflucht suchen vor dem eisigen Wind. Hier wurde das Evangelium vom 1. Fastensonntag vorgelesen - die Versuchung Jesu - und der dazu passende Text aus der "Geistlichen Hausapotheke", der sich mit den Grundgefährdungen des Menschen befasst: dem Haben-Wollen, dem Machen-Wollen und dem Sein-Wollen. Im Vater Unser finden sich die Antworten Jesu auf die verführerischen Vorschläge des Teufels wieder: "Dein Reich komme! - "Dein Wille geschehe!" - "Unser tägliches Brot gib uns heute!" - Den letzten Kilometer nach Roßtal pilgerten die Teilnehmer*innen mit dem Vater Unser im Herzen oder auf den Lippen.

Nach einem Zwischenstopp in der katholischen Christkönigskirche mit dem Altarbild vom Weltgericht und dem vorwitzigen Jesuskind, das der "Madonna von Roßtal" an der Krone zupft, erreichten die Pilger*innen das Ziel der Etappe, die evangelische Laurentiuskirche in Roßtal. In der tausen Jahre alten Krypta beteten sie mit Kerzen in den Händen "Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens" und beschlossen ihren Pilgertag mit dem Vater Unser und der Bitte um Frieden und Segen für die Menschen in der Ukraine und auf der ganzen Welt.

Trotz des ernsten Anlasses war es kein düsterer Tag. Die Pilger*innen genossen die kleinen Gespräche auf dem Weg und beim Picknick, das Zusammensein ohne Maske, den Abstecher zu einer Quelle im Locher Grund, die frische Luft, den weiten Blick. Sie staunten über den Arbeitseifer eines Bibers und entdeckten erste Spuren des Frühlings. Rührend waren die Überraschung und Freude der Mesnerin in St. Ägidius über unsere unerwartet eintreffende Pilgergruppe - sofort entzündete sie die Kerzen und schaltete die Kirchenheizung an. Nach der kurzen Andacht geleitete sie uns mit guten Wünschen und Glockengeläut aus Weitersdorf hinaus. In Roßtal verzauberten uns die zahlreichen schön restaurierten Fachwerkhäuser und der von einer Wehrmauer umsäumte Friedhof.

Bei der Verabschiedung erhielt jede*r Pilger*in eine Handvoll Sonnenblumensamen mit auf den Weg. Diese dürfen zu Hause eingesät werden als Hoffnungszeichen für den Frieden in der Ukraine mit ihren weiten Sonnenblumenfeldern und für den Frieden auf der ganzen Welt!

Gemeindereferentin Irene Keil

NB: Die Journalistin Ulrike Pilz-Dertwinkel ist mitgepilgert und hat einen Artikel für die Homepage der Katholischen Stadtkirche Nürnberg verfasst.