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12.03.2023

Sehnsucht nach mehr Leben - Sehnsucht nach Gott

Foto: Christiane Raabe, in Pfarrbriefservice.de

Dem griechischen Philosophen Sokrates (469-399 v.Chr.) wird das Zitat nachgesagt: „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“.

Vielleicht ging es Ihnen früher auch das eine oder andere Mal so: Als Kind wollte ich manchmal nicht das essen, was auf dem Tisch stand, weil es nicht meinen Vorstellungen entsprach - und weil ich dann nichts aß, wollte ich anderen zeigen: Ihr seid schuld, wenn ich jetzt Hunger habe, wenn es mir schlecht geht. Tatsächlich war ich dann aber der Einzige, dem es dann wirklich schlecht ging - denn außer mir hatten ja alle gegessen. Und dann war ich irgendwann doch so hungrig und schlecht gelaunt, dass ich doch zu essen anfing… Meinem Körper ging es danach wieder gut - und meine Laune wurde auch wieder besser.

Regelmäßiges und ausgewogenes Essen und Trinken, so sagen uns die Ernährungswissenschaftler, tun also dem Körper und der Seele gut. Essen und Trinken stillt unseren Hunger und Durst - ein Mangel daran drängt uns, den Mangel zu beseitigen.

Wenn das für unser körperliches Wohlbefinden gilt - sollte das nicht auch auf unser geistliches Wohlbefinden zutreffen? Ich erlebe heute viele Menschen, die „geistliche Mangelerscheinungen“ haben, Sehnsucht nach Geborgenheit, Sicherheit, gesicherten Strukturen, Frieden und Wertschätzung usw.. Und die Suche zum Stillen dieses persönlich verspürten Mangels führt ihre Schritte im Leben oft zu (häufig kostspieligen) Möglichkeiten der „Reisen zu sich selbst“, erlebnisorientierten Aktivitäten, allen Arten von fernöstlichen Traditionen und nicht zuletzt mitunter auch zur Ausübung okkulter Praktiken.

Aber wo ist dabei die Sehnsucht nach Gott geblieben? Kann Mann / Frau überhaupt noch eine Sehnsucht nach Gott verspüren? Ist mir nicht der Blick auf das Göttliche durch das oft allzu Weltliche „verborgen“? Erahne ich überhaupt noch die Botschaft SEINER Liebe zu mir, der mir SEINE Gnade schenken will - trotz oder gerade in meinem weltlichen Chaos?

Die Fastenzeit ist eine Zeit, die uns Vieles schenken kann - Eines davon ist ein Innehalten und „Anhalten“ im unserem „Chaos“ der Zeit. Ich lade Sie ein, inne zu halten und sich zu fragen: Gibt es in meinem Alltag überhaupt noch diese Sehnsucht nach einer lebendigen, täglichen Beziehung mit dem, der mich erschaffen hat, zu dem, aus dessen Willen heraus ich überhaupt auf dieser Welt lebe? Und wenn ja, spüre ich dann diesen Mangel und mein eigenes Unvermögen, dieses Geschenk Gottes einer liebenden Beziehung zu mir überhaupt verstehen und begreifen zu können? Kann ich mir überhaupt noch vorstellen, dass Gott MICH liebt?

Ich glaube: Wenn wir unsere Sehnsucht nach dem liebenden Angenommensein meiner Person Gott übergeben, dann können wir wie die Samariterin am Jakobsbrunnen im heutigen Evangelium sprechen: „Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe…“ (Joh 4,15). Dann werden wir erkennen, dass das, was Gott uns verheißen hat, Ruhe und Geborgenheit in IHM, schenkt, dass meine Sehnsucht gestillt wird. Oder wie es der Psalmist ausdrückt (16,9): „Darum freut sich mein Herz und jubelt meine Ehre, (denn) auch mein Fleisch wird wohnen in Sicherheit.“

Ihr Diakon Michael Sporrer