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09.01.2022

Unser "Status" ist der Seinige

Altarbild von Michel Bouillot in der Kirche Ste Cécile; Foto: R. Keil

In der kleinen romanischen Dorfkirche von Ste Cécile nahe Cluny habe ich ein bemerkenswertes Altarbild entdeckt. Der Maler Michel Bouillot hat 1976 auf drei Gemälden die Heilsgeschichte ins 20. Jahrhundert und nach Burgund versetzt - unverkennbar die Blumen, die Haustiere, die Menschen, die sanfte Landschaft, in die Kirche und Dorf eingebettet sind. Es ist eine Freude, mit den Augen darin spazieren zu gehen und die liebevollen Details zu entdecken!

Der linke Flügel zeigt einen Handwerker mittleren Alters im Blaumann, auf ein Brett gestützt, im Gespräch mit einem Bauern. Auf dem rechten Flügel ist eine Frau mit einem Strickzeug im Schoß zu sehen, auf dem Tisch hinter ihr eine „couronne“ (ein Brot-Kranz, so wie ihn die Bäcker dort formen), ein Krug mit Wasser (oder ist es ein Aligoté, der typische Weißwein der Gegend?), eine Schale mit Äpfeln. In der Mitte blickt uns ein junger hochgewachsener Mann, ebenfalls im Overall und mit dem Winkelmaß in der Hand, selbstbewusst entgegen - unverkennbar der Juniorchef! Im Hintergrund arbeitet ein Zweiter unter seiner Anleitung an der Werkbank. Ein Junge und ein Mädchen betrachten mit großen Augen die Hauptpersonen und was diese tun.  

Ein Bibelvers unter jedem Bild macht klar, um wen es sich handelt; links: „Das ist der Sohn des Zimmermanns“ und rechts: „Maria ist seine Mutter“. Unter dem mittleren Bild findet sich der Satz „Das ist mein geliebter Sohn!“ Heute - am Fest der Taufe Jesu - hören wir diesen Vers im Evangelium.

Viel Ermutigendes für unser Leben mit Gott lese ich aus diesem Bild heraus, zum Beispiel: Unser „Status“ ist der Seinige: wir sind Kinder unserer Eltern und zugleich Gottes geliebte Söhne und Töchter! - Den Zugang zu Jesus finden wir - wie die beiden Kinder - über das Betrachten seines Lebens*. - Und als Getaufte dürfen wir im Schauen auf ihn und im Austausch mit ihm unser „Handwerk“ lernen und mit ihm zusammenarbeiten - als seine Gesellin, als sein Geselle auf der „Baustelle" Reich Gottes!

Herzliche Einladung, mit diesem schönen Selbstbewusstsein durch das noch neue Jahr 2022 zu gehen!

Ihre Gemeindereferentin Irene Keil

* Einmal im Monat bieten Pfr. Benjamin Schimmel und ich eine ökumenische Andacht mit Schriftbetrachtung an, z.B. am 19. Januar und am 16. Februar um 19.30 Uhr in der evangelischen Kirche St. Johannes Baptista in Eibach. Kommen Sie einfach mal vorbei und probieren Sie es aus!