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Geistliche Hausapotheke

25.04.2021

Angenommen sein, geborgen und geliebt

Buon Pastore. Bildrechte: Musei Vaticani

In diesen Tagen, in denen uns Abstandhalten als Verhaltensmaßregel geraten wird, ich mich aber nach sozialen Kontakten, Interaktion, einer freundschaftlichen Begrüßung oder Umarmung sehne, wächst mir immer mehr eine Statue ans Herz, die ich aus den Domitilla-Katakomben in Rom als 16-jähriger von dort mitgebracht habe.

Es ist der „Gute Hirt“ – eine Sarkophag-Figur aus dem 4. Jahrhundert, die im 18. Jahrhundert zu einer Standfigur umgearbeitet wurde und heute im Lateran-Museum zu finden ist. So wurde aus einer heidnischen Kriophóros-Statue durch die Überarbeitung das Sinnbild für das, was wir mit dem Bild aus den Evangelien verbinden: der „Gute Hirte“.

Nähe spüren, angenommen sein, geborgen und geliebt werden, das strahlt für mich diese Figur aus. Kraftvolle Arme packen hier zu, ziehen mich aus dem heraus, worin ich mich verlaufen, verstrickt, verrannt habe. Sie holen mich aus meiner Einsamkeit in Seine liebende Nähe.

Bemerkenswert – und auch recht einzigartig in der Darstellung – ist, dass das Lamm den Schwanz nicht zwischen die Hinterläufe eingeklemmt hat – das zeigt das absolute Vertrauen in den, der es trägt. Ein Wohlfühlen auf den Schultern dessen, der sich um dieses Schaf kümmert.

Die Heilige Katharina von Siena schreibt einmal an den Heiligen Vater in Rom ihre Sichtweise, wie Gott sich um den Menschen bemüht: „Vielmehr findet Gott eine wunderbare Art und Weise, die sanfteste und liebevollste, die es gibt. Denn er sieht, dass das Menschenherz sich durch nichts anderes mehr gewinnen lässt als durch Liebe. Denn der Mensch ist ganz aus Liebe geworden. Das dürfte auch der Grund sein, warum er so gern liebt.“

Und an Gott richtet sie sich mit den Worten: „Mit deiner Liebe hast du das kleine Schaf wiedergefunden, mit deinem Tod hast du ihm das Leben wiedergegeben und es in den Schafstall zurückgebracht, das heißt ihm die Gnade, die es verloren hat, wiedergeschenkt.“

Diese Erfahrung des guten Hirten, der Liebe Gottes zu einem jedem von uns - die möchte ich Euch und Ihnen allen, besonders den kranken und den sich einsam fühlenden Gemeindemitgliedern in diesen österlichen Tagen wünschen!

Ihr Michael Krämer, Neupriester aus der Pfarrei St.Walburga