Wer war eigentlich St. Albertus Magnus - unser Kirchenpatron?
Der Kirchenpatron St. Albertus Magnus (ca.1200 - 1280)
Als im Jahr 1949 die katholische Gemeinde in Stein begründet wurde, erhielt sie Albertus Magnus (Albert den Großen) zum Kirchenpatron. Es gibt kein schriftliches Dokument, aus dem Gründe für diese Entscheidung ersichtlich sind. Mit großer Wahrscheinlichkeit kam dabei die persönliche Verehrung des aus Schwaben stammenden Eibacher „Gründerpfarrers“ Dionys Mayer für seinen großen Landsmann zum Tragen. So kam die Gemeinde unter die Obhut einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des 13. Jahrhunderts, die uns auch heute noch viel zu sagen hat.
Das genaue Geburtsjahr Alberts ist nicht bekannt. Nach neueren Forschungen wurde er um 1200 (nicht 1193, wie bisher angenommen) in Lauingen an der Donau geboren.
1222 studierte Albert an der berühmten Universität in Padua Artes (Allgemeinwissenschaften) und Medizin. Ein Jahr später trat er in den Dominikanerorden ein und kam deshalb nach Köln, damals das Zentrum der deutschen Ordensprovinz. Dort absolvierte er das theologische Studium und lehrte ab 1228 Theologie und Philosophie in den Ordenshäusern in Köln, Freiburg, Regensburg und Straßburg. Seine Lehre und sein Wirken stand - ganz im Sinn des „Predigerordens“ – im Dienst der Seelsorge. Er bildete Seelsorger aus, denen er immer wieder einschärfte, dass sie als Predigerbrüder dem Heil der Menschen dienen sollten.
In dieser Tradition steht auch das Wort Alberts, das als Spruchband durch die Kirche St. Albertus-Magnus in Stein läuft: „Wer dem Nächsten zu Hilfe kommt in seinem Leid – es sei geistlich oder weltlich – dieser Mensch hat mehr getan als derjenige, der von Köln bis Rom bei jedem Meilenstein ein Münster errichtet aus reinem Gold, dass darin gebetet und gesungen werde bis zum jüngsten Tag. Denn so spricht der Sohn Gottes: Ich habe meinen Tod nicht gelitten eines Münsters wegen und auch nicht um des Singens und Betens willen, sondern um des Menschen willen.“
Ab 1243 hatte Albert einen Lehrstuhl seines Ordens an der Universität Paris inne; dort promovierte er zum Magister der Theologie. Die Pariser Universität war damals das theologische Zentrum des Abendlandes. Bedeutende Schüler Alberts waren Ulrich von Straßburg und insbesondere Thomas von Aquin, der die Lehren Alberts vertieft und systematisiert hat. In Paris begann Albert, sich - gegen große Bedenken innerhalb der traditionellen Theologie und auch seiner Ordensoberen - mit Aristoteles auseinanderzusetzen. Alberts Verdienst ist es, das Denken des großen griechischen Philosophen zu verbinden mit der abendländischen Theologie. Ein zentrales Thema war dabei für Albert der je eigene Stellenwert von Glauben und Wissen und ihre Beziehung zueinander – ein Thema, das in der Geschichte der Theologie und Philosophie bis heute hoch aktuell geblieben ist.
Von Kind an interessierte sich Albert für die Pflanzen und Tiere in seiner Umgebung. Seine Schriften beweisen, dass dieses Interesse ihn durch sein ganzes Leben begleitete. Auf seinen weiten Wanderungen hatte er offene Augen für die Natur. Er beobachtete, verglich und experimentierte. Er gehörte zu den Ersten, die ihre Naturbeobachtung im Experiment überprüften. Während bisher auch bei Schriften über die Natur die Autoritäten der Vergangenheit, insbesondere die Autorität der Bibel galt, finden wir bei Albert oft Sätze wie „Ich habe dies nachgeprüft“ oder „Dies liegt außerhalb meiner Erfahrung“ oder „Ich habe nachgewiesen, dass das nicht wahr ist“. Er erkannte, dass vertieftes Naturwissen den Glauben an den biblischen Schöpfergott nicht schwächt, sondern stärkt. Wären Alberts Erkenntnisse schon damals in die offizielle Lehrmeinung der Kirche eingegangen, hätte sich die Kirche manchen Fehler (z.B. im Prozess über Galilei) und manche Zerreißprobe erspart.
1248 war Albert wieder in Köln. Er baute dort ein Generalstudium auf, das die Grundlage war für die spätere Universität. Die Ordensschule in Köln bekam als erste Hochschule Deutschlands einen hervorragenden Ruf und zog Studierende aus ganz Europa an.
Von 1254 bis 1257 war Albert Provinzial der deutschen Dominikaner. Als solcher hatte er die ca. 40 Klöster des Ordens von Antwerpen bis Wien und von Riga bis Chur zu besuchen. Als armer Bettelbruder legte er diese weiten Wege grundsätzlich zu Fuß zurück.
Wegen seiner überzeugenden Frömmigkeit, seines umfassenden Wissens und brillanten Verstands, seiner Unbestechlichkeit und der klaren Unterscheidung zwischen geistlichen und weltlichen Dingen (in einer Zeit geistlicher Fürstentümer oft verquickt) wurde Albert häufig als Schlichter in Rechts-streitigkeiten gerufen. Er war z.B. Friedensstifter im Krieg der Stadt Köln gegen ihren Erzbischof, im jahrelangen Streit des Augsburger Bischofs mit dem Grafen von Öttingen um das Kloster Neresheim und genauso im kleinen Nachbarschaftsstreit um den Bau einer Mauer in Würzburg.
1260 ernannte Papst Alexander IV. Albert zum Bischof von Regensburg. Albert gehorchte dem Papst gegen den ausdrücklichen Willen seines Ordensoberen, der das Amt eines Fürstbischofs für unvereinbar hielt mit der Regel eines Bettelordens. Schon ein Jahr später bat Albert den Papst um die Annahme seines Amtsverzichts. Der Papst entsprach der Bitte Alberts, verpflichtete ihn aber als Kreuzzugsprediger für Deutschland und Böhmen.
1264 bis 1267 lebte Albert im Dominikanerkonvent in Würzburg und anschließend in Straßburg.
Erst 1270 war er wieder in Köln, wo er am 15. November 1280 starb. Sein Grab ist heute in der Krypta der Kirche St. Andreas, unweit des Kölner Doms.
Schon bald nach seinem Tod erhielt er den Beinamen „der Große“. 1622 wurde Albert selig gesprochen. Erst im 20. Jahrhundert wurde seine Bedeutung für die gesamte Kirche bestätigt: 1931 sprach ihn Papst Pius XI. heilig und gab ihm den Titel eines Kirchenlehrers. Papst Pius XII. ernannte ihn 1941 darüber hinaus zum Patron der Naturforscher. Albert wird heute auch als Patron der studierenden Jugend verehrt. Viele Schulen und Studieneinrichtungen tragen seinen Namen.
Die Kirche feiert den Gedenktag des hl. Albert am 15. November, seinem Todestag.