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Geistliche Hausapotheke

25.11.2023

Auf dem Thron meines Herzens

Bild: Sylvio Krueger, in: Pfarrbriefservice.de

Echte Könige gibt es in unseren Breiten kaum noch. Die Königshäuser der westlichen Welt haben eher dekorativen Charakter. Allein die bunte Konsumwelt kennt noch Monarchen: „Der Kunde ist König“, heißt es heute. Und viele verstehen darunter: Der Kunde darf alles.

Faktisch mag das in der Menschheitsgeschichte zwar oft so gewesen sein, die Idee des Königtums ist aber ursprünglich eine andere. In vielen Kulturen war der König so etwas wie der engste Mitarbeiter Gottes, der die Aufgabe hatte, die Weltordnung zu erhalten. Recht und Gerechtigkeit sollte er schaffen und damit den Frieden.

Mit diesem Königsideal im Hinterkopf bekommen wir eine Ahnung davon, was uns die alttestamentliche Lesung (Ez 34,11-12.15-17a) und das Evangelium zum Christkönigssonntag (Mt 25,31-46) sagen wollen. Am Ende der Zeiten wird Christus als König wiederkommen: nicht im Sinne kitschiger Illustriertenbilder, sondern als Hirte und Richter.

Beide Funktionen seines Herrschertums existieren nicht nebeneinander. Vielmehr übt Christus aus seiner Sorge als guter Hirte heraus seine Gerechtigkeit. Durch sein Herz für die Armen und Gescheiterten will Gott seine Gerechtigkeit durchsetzen. Wer im Gericht bestehen will, übt sich im täglichen Leben ein, daran mitzuarbeiten und darin Gott ähnlich zu werden.

Der belastete und geschundene Mensch ist der Ort der besonderen Gegenwart Gottes in meinem Leben. Jesus auf dem Thron meines Herzens Platz nehmen zu lassen, darf sich nicht auf die Begegnung mit ihm in den Sakramenten (besonders im Sakrament der Eucharistie) beschränken – als eine Art spiritueller Komfortzone. Es bedeutet auch, ihm in den Armen zu begegnen und ihnen mein Herz zu schenken.

Pfarrer Clemens Mennicken