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Geistliche Hausapotheke

13.09.2020

Aus der Tiefe in die Höhe

Gedanken zum morgigen Fest der Kreuzerhöhung

Bei einem Basar für Straßenkinder habe ich einen Traumfänger erworben. Träume hat jeder. Die Frage ist: Von welchen Träumen lasse ich mich fangen? Träume ich von viel Geld, von einer Corona-freien Zeit, von Menschen, die mir in Freundschaft und Liebe zugetan sind, von himmlischem Beistand? Wenn ich seelisch am Boden bin, träume ich von unten nach oben, von der Tiefe in die Höhe. Hilft mir so ein Traum? Ich denke schon.

Zum Fest Kreuzerhöhung fiel mir mein erworbener Traumfänger ein. Gewiss verweist das Fest zuerst auf die Auffindung und Verehrung des Kreuzes Jesu in Jerusalem im 4. Jahrhundert. Jesu Kreuz steht dafür, dass hier einer zutiefst erniedrigt und dann erhöht wurde. Hinabgestoßen in den Abgrund menschlicher Bosheit und dann von Gott hinaufgehoben in sein Reich der Liebe und der Gerechtigkeit. Der Traum vom Sieg der Liebe über den Hass, den Jesus hatte, platzte nicht. Er wurde Wirklichkeit durch Gott.

„Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung.“ So singen wir in einem Hymnus am Karfreitag. Wenn auf mir ein Kreuz lastet, darf ich davon träumen, dass ich es nicht umsonst trage, und dass es sogar zum Segen für mich werden kann. Voraussetzung dafür ist, dass ich mich fangen lasse vom Kreuz Christi wie von einem Traumfänger. Für Jesus wurde alles gut, weil er am Kreuz an seinem Traum von den Möglichkeiten Gottes festhielt. Der vermag auch das Dunkle in Licht zu wandeln. Kann das nicht auch bei mir geschehen, sofern ich wie Jesus mein Leben in Gottes Hände lege?

Ich wünsche Ihnen, die Sie diese Gedanken lesen, und mir, dass der Traum von Heil und Leben gerade in schweren Tagen sich am Kreuz Christi verfängt. Und dass er mich dann aufrichtet und in die Höhe gespürter Gottesnähe führt.

Alois Ehrl, DK i. R.

NB: Das Foto zeigt das Kreuz in der Kapelle des Böhmerwaldheiligen Johann Nepomuk Neumann in Prachatitz. Im Bogen über dem Kreuz (nicht ganz sichtbar) ist in Tschechisch und Deutsch der Wahlspruch von J. N.  Neumann zu lesen: „Passio Christi conforta me“ -  „Leiden Christi stärke mich“.