Begegnung - Raum für neues Leben

Durch meine Zusatzausbildung habe ich Anne kennen und schätzen gelernt, eine Kurskollegin aus dem Rheintal. Wir sehen uns nur, wenn wir weite Strecken zu den Bildungshäusern oder Klöstern zurücklegen, wo unsere Kurseinheiten stattfinden. Oder wir müssen per Zoom die Berge und Täler zwischen Nürnberg und Bad Breisig überwinden!

Aber egal, ob in Präsenz oder online - wir freuen uns von Herzen, wenn wir einander sehen: Wie geht es dir? Was beschäftigt dich gerade? Womit gehst du schwanger? Was erlebst du mit Gott? - Unsere Begegnung ist geprägt von Einfühlsamkeit, von Mitgefühl und Sorge umeinander, von Vertrauen, von Freude.  

So ähnlich wird es bei Maria und Elisabeth, von denen wir im heutigen Evangelium hören, auch gewesen sein. Maria macht sich auf den Weg ins Bergland von Judäa, um ihre Verwandte Elisabeth zu besuchen. Ich stelle mir vor, wie die beiden Frauen einander umarmen: voll Wiedersehensfreude, aber in aller Behutsamkeit - Elisabeth ist ja schon hochschwanger und Maria in den ersten Monaten.

Was sich in der zarten Umarmung andeutet, das findet gewiss im vertrauten Gespräch seine Fortsetzung: da bekommt das neue Leben Raum, das in beiden heranwächst und von Gott geschenkt ist… Lukas schildert Elisabeth als eine Frau mit außergewöhnlichen Fähigkeiten: mit einem feinen Gespür, geisterfüllt, gottverbunden, mit der Gabe der treffenden Worte.

Bei wem dürfen Sie erleben, dass Sie herzlich willkommen sind - dass ihr Gegenüber aufmerksam wahrnimmt, was sich in Ihnen regt und leben möchte? Und wem dürfen Sie ein Vertrauter, eine Vertraute sein? - Beides ist ein großes Glück. Dass Sie mindestens eines davon erfahren dürfen - nach Art von Elisabeth und Maria! - das wünsche ich Ihnen zum 4. Advent.

Ihre Gemeindereferentin Irene Keil