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Geistliche Hausapotheke

27.08.2023

Dem Glauben auf den Grund gehen

Foto: Christian Schmitt In: Pfarrbriefservice.de

Manchmal nehmen Unsicherheit und Zweifel überhand. Mir geht es zum Beispiel oft so, wenn ich über die aktuelle Situation der Kirche und ihre Zukunft nachdenke. Es geschehen Umbrüche, teils auch Abbrüche, die bei so manchen Menschen tiefe Wunden geschlagen haben und Unsicherheit auslösen. Von einer Zeitenwende wird mittlerweile nicht mehr nur auf politischer Ebene gesprochen. In der Kirche erleben wir mehr denn je, was es bedeutet, dem Wandel der Zeit unterworfen zu sein. Inmitten dieser Unsicherheit trifft uns heute die Frage Jesu aus dem Matthäusevangelium: "Für wen halten die Menschen den Menschensohn?" (Mt 16,13).

Wie so ziemlich jeder Mensch ist auch Jesus daran interessiert zu erfahren, was sein Lebensumfeld über ihn denkt. Mit seiner Rede vom "Menschensohn" bringt er eine interessante Dimension ins Gespräch. Bereits im Alten Testament gilt der Menschensohn als jemand, die nach dem Ende aller Zeit über die Welt herrscht.

Die Antworten der Jünger geben ein vielfältiges Bild ab. Es ist bemerkenswert, dass Jesus auf die Aussagen nicht wertend reagiert. An dieser Stelle wird einmal mehr deutlich, dass er den Menschen in seiner Existenz ernst nimmt. Jeder Mensch ist durch das Auftreten und Handeln Jesu herausgefordert, für sich Stellung zu beziehen und der Wahrheit immer wieder neu auf den Grund zu gehen. Wer ist Jesus für mich? Welche Bedeutung hat er in meinem Leben? Diesen Fragen nachzugehen ist gleichbedeutend damit, sich mit dem Fundament unseres Glaubens zu befassen. Denn der Glaube wird insbesondere dann einsichtig, wenn er einen konkreten Sitz im Leben hat.

Es ist Simon Petrus, der im Evangelium ein Ausrufezeichen setzt: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!" (Mt 16,16). Er trifft den Nagel - wie man so schön sagt - auf den Kopf. Hat es sich also für uns heute erübrigt, der Frage nachzugehen, wer Jesus für mich ist? Schließlich hat uns Petrus die ultimative Antwort bereits geliefert.

Ich denke nicht!

Die Antwort von Petrus verstehe ich in erster Linie als Anreiz, dieser Offenbarungsaussage nachzugehen. Der Glaube zeichnet sich nämlich durch sein Beziehungsgeschen aus - ein Beziehungsgeschehen zwischen Gott und dem Menschen. Ist es nicht spannend der Frage nachzugehen, wo und auf welche Weise Jesus in meinem Leben als "Christus" und "Sohn des lebendigen Gottes" in Erscheinung getreten ist? Sich diesen Fragen zu stellen kann bedeuten, sich im Glauben zu erden, in unsicheren Zeiten für sich neue (Glaubens-)Perspektiven zu entdecken und Hoffnung zu schöpfen. 

Ich möchte Sie herzlich dazu einladen und ermutigen, den Fragen aus dem Evangelium nachzugehen und vielleicht auch darüber in einen Austausch zu kommen.

Ihr Pastoralassistent Samuel Schrollinger