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Geistliche Hausapotheke

21.05.2020

Den Himmel im Blick

Gedanken zum Fest Christi Himmelfahrt

„Das war wie im Himmel“, sagte eine Nachfahrin von ausgewanderten Böhmerwäldlern im Süden Brasiliens, als ich dort vor Jahren mit einer Böhmerwäldler-Reisegruppe zu Gast war und wir miteinander einen bewegenden Gottesdienst feierten und anschließend einen lustigen Abend miteinander verbrachten. Himmlische Augenblicke wie diese Frau durften wohl jede und jeder von uns schon erleben. Vielleicht in Sternstunden einer glücklichen Ehe, in Zeichen echter Freundschaft oder bei einer Rettung aus Lebensgefahr. Solche Glanzpunkte im Leben erhöhen es. Bedrückenden Sorgen können es nicht in die Tiefe von Verdruss und Bitterkeit hinabziehen.

Den Himmel im Blick zu haben, vor allem wenn er nicht nur in unseren Gedanken erscheint, sondern bis ins Herz hinein berührt, tut gut. Daran erinnert auch dasFest Christi Himmelfahrt. Er, der Mensch war wie wir, der die Nöte des Lebens bis hin zum Tod mit uns teilte, endete nicht in dem Dunkel, in das menschliche Bosheit ihn trieb. Die Macht der Liebe, auf die er setzte, bestätigte Gott und erhöhte ihn in den Himmel. Nicht nur für Christus geschah dies. Den Himmel, in den er auffuhr, öffnete in diesem Ereignis Gott auch für uns. Im Johannesevangelium spricht Jesus davon. Der Himmel - das sind die Wohnungen, die er für uns beim Vater bereitet(vgl. Joh 14,1-2).

Der Blick auf den Himmel, den Christus schon für uns erkämpft hat, macht uns bewusst: Wir sind nicht ziellos unterwegs. Es erwartet uns der Himmel. Es gibt für uns nicht nur Augenblicke wie im Himmel. Das Wissen um den Himmel als Dauerzustand macht resilient, widerstandsfähig und belastbar gegenüber Zukunftsangst in den verschiedensten Bedrängnissen des Lebens.

Sorgen wir dafür, dass der für uns schon geöffnete Himmel das höchste Ziel bleibt durch unseren Glauben an Christus. Denn Er ist es, der zum Himmel führt, der uns hoffen lässt gegen alle Hoffnungslosigkeit, der uns vor dem verhängnisvollen Irrtum bewahrt, sich selbst den Himmel schaffen zu wollen. Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist, zieht uns gerne mit hinauf, wenn wir uns auf ihn einlassen.

Und wir können bei Jesus in die Schule gehen in Sachen Himmel. Natürlich den Himmel, den er uns eröffnet hat, den kann nur er uns schenken. Aber Ahnungen vom Himmel andere Menschen erleben zu lassen, das liegt schon auch in unserer Hand. Mir fällt da mein Großneffe Michael ein mit seinen fünf Jahren. Corona-bedingt darf er derzeit nicht zu meinem Bruder Karl, seinem geliebten Opa. Deshalb rief er ihm den nötigen Abstand einhaltend liebevoll zu: „Opa, wir dürfen jetzt nicht zusammen sein. Aber du bleibst trotzdem mein Freund.“ Für meinen von den Folgen eines Schlaganfalls gezeichneten Bruder war das Labsal für die Seele, ein himmlischer Augenblick.

Wäre es nicht eine wohltuende Idee, so wie dieser kleine Michael liebevoll und kreativ anderen mit unseren Worten und Möglichkeiten Augenblicke wie im Himmel zu bescheren und sie dabei etwas schon vom großen Himmel ahnen zu lassen?

Alois Ehrl, DK i. R.