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Geistliche Hausapotheke

02.01.2022

Der Anfang: ein Wort der Berufung

Detail aus dem Ambo der Kirche St. Walburga (Gestaltung: Martin Lindner, Foto: I. Keil)

Der Beginn des Johannesevangeliums ist wie ein Eingangstor, durch das wir schreiten.

Es lädt uns ein, das Geheimnis Gott neu zu bedenken. In erhabenen Worten wird schon angedeutet, dass dieses Buch eine ganz besondere Mitteilung enthält. Das hier Gesagte wird den Menschen ein Leben lang beschäftigen - und doch wird er es nie ganz erfassen.

„Im Anfang war das Wort.“ – Anders übersetzt (nach Prof. Hermann Seifermann):
Als Anfang gilt: da erging das Wort. Das Wort aber ist nichts anderes als das Wort der Berufung. Als Anfang von allem gilt: An alles und jedes ist ergangen ein Wort der Berufung.

Es ist eine Berufung von Gott her zu Gott hin – das ist die Ursache, das Uranfängliche von allem. In dieser Berufung geraten alle Dinge, auch der Mensch, in ein Verhältnis zu Gott. Deshalb kann nichts, erst recht nicht ein Mensch, getrennt von Gott gedacht werden.

Alles ist von Gott gerufen, zu Gott hin gerufen, ist bei Gott, mit Gott, in Gott.
Diese Gottesgemeinschaft ist LEBEN. In dieser Berufung war das Leben und in dieser Lebensgemeinschaft ist das Licht der Menschen. Wer das wegdenkt, ist der Finsternis, der Sinnlosigkeit sowie der Hoffnungslosigkeit preisgegeben.

Berufung aber meint: DASEIN FÜR ANDERE. Berufung ist ergangen an alles und jedes: die Berufung, da zu sein für andere – dies ist eine Grundmelodie der SCHÖPFUNG Gottes.

Bedenken wir: Das ist mein Anfang: Du sollst da sein für andere. Dieser Ruf ist entgegen jedem normalen Trieb: ich bin da für mich und sorge für mich. - Nein, dazu bist du nicht da! Du bist da, du bist berufen, da zu sein für andere. – Wir werden nicht fertig, wenn wir anfangen, das zu bedenken.

Pfr. i.R. Ewald Scherr