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Geistliche Hausapotheke

22.05.2020

Der Jakobsmuschel folgen

Pilgern vor der Haustür

Mein viel zu früh verstorbener Kollege Heinrich Heim pilgerte schon Jahre vor dem großen Hype auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Von ihm habe ich zunächst mal gelernt, was der Unterschied ist zwischen einer Wallfahrt und einem Pilgerweg: Wallfahrer*innen sind normaler Weise ein oder zwei Tage und in größerer Gemeinschaft unterwegs, betend und singend  - Pilger*innen gehen still ihren Weg, meist allein oder höchstens in kleinen Gruppen - und eine Pilgerschaft kann sich hinziehen über Wochen, Monate oder sogar Jahre!

In einem tieferen Sinn bedeutet Pilger*in sein: mich hoffnungsvoll auf den Weg machen, nicht wissend, was mich alles erwartet. Gott an meiner Seite und mir voraus wissen. Anspruchslos gehen, mit wenig Gepäck. Einen guten Rhythmus finden. Ergebnisoffen und aufmerksam gehen:  mich einlassen auf das, was kommt. Von der Hand in den Mund leben. Vertrauen und Begegnung wagen: Hilfe annehmen. Bei „Vergegnung“ nicht furchtsam werden, höchstens umsichtiger. Mich verbrüdern oder verschwistern mit Weg-Genoss*innen. Lebensgeschichten austauschen. Wesentlich werden: Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden lernen.  Mich selbst mit meinen Stärken und Grenzen besser kennen lernen. Ballast ablegen dürfen. Frei(er) werden von dem, was mich sonst bestimmt. An heiligen Orten verweilen und staunen. Dankbar werden für das, was mir auf dem Weg geschenkt wird…. Pilger*innen kommen anders zurück, als sie aufgebrochen sind!

Haben Sie Lust bekommen auf einen Pilgerweg gleich vor der Haustür?  Nichts einfacher als das, denn der fränkische Jakobsweg führt mitten durch unseren Pfarrverband. Einsteigen können Sie z.B. an der Fußgängerampel beim Faberpark nahe der evangelischen Nikodemuskirche Röthenbach. Oder beim Scherenschleifer im Wiesengrund. Oder am Deutenbacher Kreisel beim „Pilger Anton“.

Von dort aus geht der Weg - immer der Jakobsmuschel auf blauem Grund folgend - über Oberweihersbuch (--> Pilgerstempel in der Jakobuskirche), den Locher Grund, Unterbüchlein, Weitersdorf (--> Schlüssel für die Ägidiuskirche beim Landhandel am Fuß des Kirchbergs) bis nach Roßtal. Die in ihren Grundmauern fast tausend Jahre alte Laurentiuskirche (--> Pilgerstempel) bildet den eindrucksvollen Schlusspunkt der 12 km langen Etappe, die auch mit Kindern gut zu laufen ist.

Lassen Sie mich doch wissen, wie es Ihnen beim Pilgern vor der Haustür ergangen ist. Ich freue mich auf Ihre Erlebnisse und Erfahrungen!

Ihre Gemeindereferentin Irene Keil

PS: Meine Kollegin Cordula Klenk erklärt in einem kleinen Filmbeitrag, was ihr das Pilgern bedeutet.