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Geistliche Hausapotheke

30.10.2022

Der wohlwollende Blick

Künstler: Henry Likonde, Foto: Friedbert Simon, in: Pfarrbriefservice.de

Wohlwollen ist ein wohltuendes Geschenk. Ich schätze es immer wieder, wenn mir jemand mit Wohlwollen begegnet. Es vermittelt ein Gefühl des Willkommenseins und der Wertschätzung. Es motiviert und stärkt. Ein Lichtblick für mich.

Das Evangelium dieses Sonntags erzählt vom wohlwollenden Blick Jesu auf den Zöllner Zachäus. Er holt ihn nicht nur vom Baum herunter, sondern auch heraus aus seiner Isolation. Er sieht im Zöllner nicht den verhassten Geldeintreiber wie viele andere. Er schaut vielmehr hinein in sein Inneres und bemerkt dort die Sehnsucht nach Zuwendung und Umkehr. Im wahrsten Sinne des Wortes sieht Jesus ihn an und gibt ihm wieder ein Ansehen.

Der wohlwollende Blick Jesu verändert den Zöllner. Denn dieser erkennt, dass Jesus weiß, dass er eigentlich ein anderer Mensch sein möchte. Weil Zachäus  trotz seiner Fehler Zuwendung und Freundlichkeit erfährt, motiviert ihn das sofort, seine Fehler um ein Vielfaches wieder gut zu machen.

Wie steht es mit meinem wohlwollenden Blick? „In jedem Winter steckt ein zitternder Frühling und hinter dem Schleier jeder Nacht verbirgt sich ein lächelnder Morgen“ (Khalil Gibran). Jesu wohlwollender Blick auf Zachäus, die Chance, die er dem ausgegrenzten Zöllner gibt, die Umkehr und Heilung, die er in ihm auslöst, könnte das nicht auch für mich ein Anstoß sein im Umgang mit einem mir zunächst schräg erscheinenden Typ? Statt schnell zu verurteilen, ist es wohl christlicher auch Gutes in ihm zu suchen. Es kann durchaus ihn ihm stecken so wie eine schlummernde Kraft in einem kahlen Baum. Kommt der Frühling, wird er fähig, Blätter und Blüten hervor zu bringen. Ähnlich kann mein wohlwollender Blick das Herz eines solchen Menschen erwärmen und ihn wandeln. Statt  Schlechtes kommt dann Gutes aus ihm.

Alois Ehrl, DK. i. R.