Zum Inhalt springen

Geistliche Hausapotheke

25.09.2022

Die selbstgemachte Hölle

Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de

Der Prophet Amos klagt in der 1. Lesung die Reichen, die Führer und Mitglieder der Priesterschaft an, die es sich gut gehen lassen. Als Privilegierte könnten sie besonnen, zielgerichtet und verantwortlich leben. Stattdessen bestehlen sie das Volk und Gott, indem sie sich an den Opferschalen des Tempels bedienen.

Im Evangelium bringt Jesus den reichen Menschen als Beispiel für jemanden, der an Selbstüberschätzung leidet: Er kommt gar nicht auf die Idee, dass er einmal Rechenschaft ablegen muss für sein Leben. Er lebt so, als könne er gar etwas in die Ewigkeit mitnehmen, obwohl bekanntlich das letzte Hemd keine Taschen hat.

Nach dem Tod führt der Reiche in der Hölle einen fiktiven Dialog mit dem Erzvater Abraham im Himmel. Der zeigt dem Reichen auf, dass er es in seinem Leben hat fehlen lassen an Liebe und Barmherzigkeit. In seiner Selbstsucht hat er über den armen, kranken Lazarus vor seiner Haustür weggesehen. Allerdings reicht die Einsicht in diesem Gespräch nicht allzu tief: der Reiche erstrebt nur die Linderung der eigenen Qualen und die Rettung seiner Brüder. Die Not seiner Nächsten -  der Armen und Bedürftigen - sieht er immer noch nicht.

Am Ende der Tage wird Gott Gerechtigkeit schaffen. Bis dahin wird er nicht müde, die Menschen zu einem gerechten Leben zu mahnen: durch die Worte der Propheten, durch die Gebote, die Mose dem Volk Israel verkündigt hat. Wer sie missachtet, der findet sich in qualvoller Gottferne wieder, in der „Hölle“ - das ist die ernste Botschaft dieses Gleichnisses.

Eine Legende über Himmel und Hölle hat mir geholfen, diese Botschaft besser zu verstehen. Der ostdeutsche Liedermacher Gerhard Schöne hat sie vertont zu einem musikalischen Gleichnis. Hier können Sie es nachhören

Und welche Vorstellung von Himmel und Hölle und Gerechtigkeit bei Gott haben Sie? - Gerne tausche ich mich mit Ihnen aus.

Ihr Diakon Ulrich Wiechers