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Geistliche Hausapotheke

01.10.2023

Die göttliche Liebe gibt nie auf!

Foto: Ulrich Wiechers

In der heutigen Lesung aus dem Buch Ezechiel finde ich einen befremdlichen Vers: „Wenn ein Gerechter sich abkehrt von seiner Gerechtigkeit und Unrecht tut, muss er dafür sterben.“ (Ez 18,26) Ich spüre in mir den spontanen Impuls: Ich muss besser werden! - und die Angst, nicht genügend um meine Umkehr und Einsicht zu beten.

Hier ist Vorsicht geboten: das „Müssen“ passt nicht zur Liebe Gottes! Als Gotteskinder bekommen wir Freiheit und Würde geschenkt. Gottes Liebe hilft uns, gut zu sein. Der Heilige Geist zwingt nicht, sondern überzeugt und führt uns weiter in der Freude.

Eine weitere Gefahr könnte darin bestehen zu glauben, dass ich genug getan habe - dass sich meine „Lebens-Ernte“ sehen lassen kann! Dann fühle ich mich als Gerechter und ruhe mich auf meinen Lorbeeren aus.

Folgendes Erlebnis aus der Corona-Zeit hilft mir, den Lesungstext besser zu verstehen: Eine Frau ist wiederholt schwer krank und es gibt schwere Komplikationen. Irgendwann kann sie nicht mehr. Ihre Lebenskraft ist zu Ende und sie wünscht sich den Tod.

Aber da ist ein einfühlsamer Arzt. Seine Behandlungsmethode, nachdem vieles andere erfolglos blieb, heißt: Gutes Zureden. Er nimmt den Verstoß gegen Hygiene-Konzepte in Kauf und lässt die Tochter kommen – nicht, damit sie sich verabschieden kann, sondern damit sie den Lebensmut ihrer Mutter wieder weckt.

Sein Plan geht auf: das gute Zureden hilft. Die Frau fasst wieder Mut, gibt die Einwilligung zur OP. Fast wie ein Wunder: sie erholt sich wieder vollständig und kann in ihr gewohntes Leben zurückkehren.

Die göttliche Liebe gibt uns nicht auf und redet uns gut zu. Manchmal nimmt sie auch Menschen zu Hilfe, die uns beistehen und unseren Lebenswillen anfachen.

Haben Sie das auch schon einmal erleben dürfen?
Gern komme ich mit Ihnen ins Gespräch darüber.

Ihr Diakon Ulrich Wiechers

 

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