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Geistliche Hausapotheke

06.12.2020

Einander zum Gönnen bewegen

In diesem Jahr trifft auf den 2. Advent das Fest des heiligen Bischofs Nikolaus. Diese Gelegenheit lassen sich die Eibacher GottesdienstKids nicht entgehen und zeigen in der Sonntagsmesse die Legende vom Kornwunder:

In der Stadt Myra herrschte eine große Hungersnot und Bischof Nikolaus flehte zum Himmel um Rettung für die Notleidenden. Da legten Getreideschiffe auf der Fahrt nach Konstantinopel im Hafen an. Nikolaus bat die Schiffer, ihm Korn für die Hungernden zu überlassen - die aber weigerten sich: die Ladung sei genau abgewogen und ihr Auftraggeber würde sie schwer bestrafen, wenn etwas fehlte. Nikolaus gab nicht nach. Schließlich ließen sich die Matrosen umstimmen und luden von jedem Schiff 100 Scheffel Getreide aus. Als sie in Konstantinopel ankamen, fehlte kein einziges Körnchen. Und die Menschen in Myra hatten über Jahre genug zum Essen und für die Aussaat.

Die Version, die die GottesdienstKids erzählen - sie heißt "Wundervoller Nikolaus" - , malt die entscheidende Szene am Hafen dramatisch aus: da sind die Matrosen auf dem Schiff, im Besitz reicher Vorräte. Da sind die Hungrigen von Myra, bereit, sich mit Gewalt das zu holen, was ihre Not wendet. Nikolaus kann zwischen beiden Gruppen vermitteln. Die einen mahnt er zum Verzicht auf Gewalt, die anderen bewegt er zum Gönnen. Das ist für mich das eigentliche Wunder, das dieser gottesfürchtige Mann getan hat.

Solche Wundertäter*innen gibt es auch in unseren Tagen: Sicher würde es Nikolaus gefallen, wie der Helferkreis Eibach-Maiach durch seine Aktionen immer wieder die Brücke schlägt zwischen den Wohlhabenden in unserem Stadtteil und den Geflüchteten im ANKER-Zentrum. Und er würde anerkennend mit dem Kopf nicken, wenn Politikerinnen und Politker angesichts der Corona-Krise nicht müde werden, zwischen den Umsichtigen und den Unvernünftigen zu vermitteln.  

Ich möchte Sie heute einladen, in der Spur des Hl. Nikolaus zu gehen: dass wir aufmerksam sind in unserem Lebensumfeld. Dass uns die Not von anderen nicht egal ist. Dass wir Ressourcen erkennen. Dass wir beides zusammenbringen, im Kopf und in der Tat. Dass wir bei Konflikten vermitteln, anstatt uns wegzuducken oder gar zu "zündeln". Dass wir beharrlich nach Lösungen suchen. - Ja: das Ergebnis wird "wunder-voll" sein - wie damals in den Tagen des Bischofs Nikolaus...

Ihre Gemeindereferentin Irene Keil