Zum Inhalt springen

Geistliche Hausapotheke

28.01.2024

Ein Dämon sagt die Wahrheit

Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de

Wenn wir sagen: „Der ist von einem Dämon besessen!“, dann erwarten wir nichts Gutes von diesem Menschen. Dass so jemand in der Synagoge geduldet wird, wie es das heutige Evangelium erzählt, ist überraschend. Die Besessenen galten im alten Judentum als unrein. Man vermied Nähe zu und Berührung mit ihnen. Und sie hatten normaler Weise keinen Zutritt zu heiligen Orten.

Und ausgerechnet so einer, der gar nicht da sein dürfte, erkennt Jesus als Heiligen Gottes und erzählt es auch noch allen. Das finde ich besonders überraschend. Nicht nur beim ersten großen öffentlichen Auftritt Jesu im Markus-Evangelium ist das so. Auch der Dämon namens „Legion“ (Mk 5,1-20) benennt Jesus als „Sohn des höchsten Gottes“. Dieser Titel lässt aufhorchen: er markiert Jesus als den, dem Gott die Macht überträgt, das Böse zu bekämpfen und das neue Reich des Friedens und der Liebe zu errichten.

Von Dämonen erzählt die Bibel relativ viel. Sie umschreibt damit nicht nur psychische Krankheiten, sondern auch Situationen, die zum Unheil führen. Ein Dämon ist die personifizierte Macht des Bösen. Ganz klar, dass Jesus ihm „begegnen“, also mit Macht entgegentreten muss – Jesus ist der natürliche Gegner alles Schlechten und Bösen!

Der Bibelwissenschaftler Fridolin Stier nennt den Dämon auch „Abergeist", weil er sich Gott entgegengestellt, Gegenspieler des Heiligen Geistes ist. Weil er Gegenspieler vom Guten und von Gott ist, weiß er natürlich, wer dieser ist. So ist es ganz klar, dass er die Konfrontation gegen Gott sucht. Letztlich muss er vor Gottes Macht resignieren.

Wir können heute viele böse Sachen bis ins Detail erklären, doch die Bedrohung ist geblieben. Auch ich selbst ertappe mich dabei, wie sich in mir „Abergeister“ regen. Einer davon – ich kenne ihn von Jugend an – sagt zu mir immer: „Das kannst du nicht!“! - Das Muster ist mir vertraut: ich soll irgendeine Aufgabe übernehmen - ich ergreife innerlich schon die Flucht - doch dann fasse ich mir ein Herz, oft ermutigt durch mir nahe stehende Menschen, und gehe es an - und plötzlich öffnet sich Tür um Tür und zeigt sich der Weg. Ich gehe ihn unbeirrt weiter und kann selbst die richtigen Schritte setzen.

Wann immer dieser Abergeist auftritt, spreche ich ihn an: „Ah, dich kenne ich schon! Du bist mein Dauer-Entmutiger!“ und hole mir Beratung, Hilfe und Begleitung. So kann ich befreiter meinen Weg gehen und manches auch sein lassen, was mich wirklich überfordert.

Wie gehen Sie mit Ihren „Abergeistern“ um? Gerne komme ich mit Ihnen ins Gespräch darüber!

Ihr Diakon Ulrich Wiechers

alle Texte vom Sonntag