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Geistliche Hausapotheke

12.11.2023

Gut vorbereitet

Die klugen Jungfrauen am Erfurter Dom. Bild: Peter Weidenmann in: Pfarrbriefservice.de

Im Gespräch mit meinen Mitmenschen höre ich immer wieder Sätze wie diese: „Wenn meine Kinder aus dem Haus sind, werde ich…“ oder „Wenn ich in Rente gehe, dann kaufen wir uns Fahrräder / ein Wohnmobil, damit wir miteinander die Zeit genießen können“. Kennen Sie auch solche Sätze oder Gedanken von sich oder anderen?

Es sind Aussagen, die alle in die nahe oder weitere Zukunft blicken und eine gewisse Sehnsucht nach etwas ausdrücken, was mir / uns momentan fehlt oder wofür ich gefühlt keine Zeit habe.

Im Tages-Evangelium (Mt 25,1-13) erleben wir eine ähnliche Situation: Zehn Jungfrauen mit zwei verschiedenen Verhaltensweisen. Fünf von Ihnen finden wir in den Aussagen von oben wieder: Ja, wenn der Herr dann mal wieder kommt, dann werde ich die Lampen mit Öl füllen und ihm entgegengehen – aber das wird ja irgendwann in der Zukunft sein. Im Evangelium lesen wir aber, dass der Herr nicht für den Menschen „planbar“ wieder kommt, sondern zu einem Zeitpunkt, an dem wir nicht damit rechnen (vgl. Mt 24,44 – nur wenige Zeilen nach dem heutigen Evangelium).

Darum, so sagt uns Jesus, macht Euch alle Zeit bereit, um vorbereitet zu sein für die Ankunft des Herrn – füllt Eure Lampen jetzt, ihr klugen Jungfrauen, damit ihr Euch aufmachen könnt, dem Herrn entgegen zu gehen, wenn er kommt. Seid wachsam!

Was für die Wiederkehr des Herrn am Ende der Zeiten gilt, das ist  auch ein Auftrag im Hier und Jetzt – ein Denkanstoß für jeden Tag unseres Lebens. Denn so, wie wir Aktivitäten auf einen oft noch sehr vagen Zeitpunkt später verschieben, so geht es uns mitunter auch mit der Suche nach der Gegenwart und Begleitung Gottes in unserem Alltag – heute Abend, wenn ich die zwei Termine noch weg habe, dann habe ich vielleicht Zeit zum Gebet, zum Innehalten, zum Suchen von Gottes Nähe.

Das Sprichwort „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“ passt zu unserer Beziehung zu und mit Gott. Gott selbst hat keinen Zeitpunkt und keine Besuchszeit, er ist allgegenwärtig und allpräsent. Wir sind es, die es täglich in der Hand haben, Seine Gegenwart zu suchen – jeden Tag eine einmalige Chance!

Im Buch der Weisheit heißt es heute über die Weisheit (welche im Neuen Testament mit dem Wort Gottes, also Seiner Gegenwart gleichgesetzt wird): „Wer sie am Morgen sucht, braucht keine Mühe, er findet sie vor seiner Haustüre sitzen“ (Weish 6,14). Gott sitzt vor unserer Türe – jeden Tag und zu jeder Stunde unseres Lebens, bedingungslos. Für Ihn gilt nicht der Satz „wenn … dann“ (später), sondern „ICH BIN DA = JAHWE“ (jetzt).

Worauf warten Sie? Auf einen günstigen Zeitpunkt, auf mehr Zeit, auf die Rente? Gott ist da, auf was warten Sie? Öffnen Sie die Türe jeden Morgen und überlassen Sie Gott ihr Leben – jeden Tag, nicht später, denn vielleicht ist es dann schon zu spät – nur im Leben habe ich die Chance, auf Gott aktiv zuzugehen, oder wie es der Prophet Jesaja sagt: „Denn nur die Lebenden danken dir, wie ich am heutigen Tag“ (38,19). 

Ja, heute will ich beginnen, die Türe meines Herzens zu öffnen.

Diakon Michael Sporrer