Herzchen überall – aber auch hörende Herzen?

Was würden Sie antworten, wenn Sie einen Wunsch frei hätten?Es ist natürlich eine theoretische Überlegung, die wir eher aus Märchen oder Kinofilmen kennen, aber trotzdem: Was würden Sie sich wünschen?
Wer ehrlich zu sich ist, wird sich vermutlich, wenn nicht etwas Materielles, so etwas wie Gesundheit wünschen. Auf jeden Fall etwas, wovon wir selbst etwas haben.

In der ersten Lesung von heute bekommt Salomo genau diesen einen Wunsch von Gott frei. Und er bittet Gott nicht um langes Leben, Reichtum oder um den Tod seiner Feinde, nein er bittet Gott um ein hörendes Herz, damit er Gottes Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht.

Das wirklich Einzigartige an dieser Antwort ist meines Erachtens die Selbstlosigkeit, die in ihr steckt. Salomo erbittet nichts für sich. Er erbittet etwas, das er für andere einsetzen und zu deren Wohl verwenden möchte.

Das Herz als Zentrum menschlichen Empfindens und Ursprung menschlichen Verhaltens wird im Alten Testament oft zum Ausdruck gebracht. Mit dem "hörenden Herz" scheint vor allem die jeweils richtige innere Eingebung gemeint zu sein, die das Walten Gottes voraussetzt und zur richtigen Entscheidung führt.

Heute benutzen wir Herzen geradezu inflationär, zumindest, wenn wir in Social Media wie Instagram oder WhatsApp unterwegs sind: ein Like hier ein Herz-Emoji dort. Aber zeigen wir auch im wahren Leben Herz? Hören wir bei Entscheidungen auf unser Herz?

Gerade wenn ich in die heutige Politik schaue, würde ich mir mehr Menschen wie Salomo wünschen, die das Gemeinwohl vor partikuläre Einzelinteressen stellen. Denn das weise und verständige Herz ist es, das König Salomo zum legendären und weisen König werden ließ - das "salomonische Urteil" ist sprichwörtlich geworden.

Aber es ist leicht auf andere zu zeigen. Daher fragen Sie sich selbst: Bin ich selbstlos genug, um mir Gaben zu wünschen, die zum Wohle meines Nächsten eingesetzt werden könnten?

Ihr Gemeindereferent
Matthias Bögl