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Geistliche Hausapotheke

29.05.2022

"Ich bin das Alpha und das Omega" (Offb 22,13)

Osterkerze in der Kirche St. Walburga - Gestaltung: Maria Plutz und Annegret Müller-Berrenberg

Jedes Jahr schauen sich unsere neuen Kommunionkinder aufmerksam in unserer Kirche um. Nichts entgeht ihrem wachen Interesse. Und jedes Jahr fragt eines von ihnen mit Blick auf die Osterkerze: „Was sind das für komische Zeichen?!“ Dann erzähle ich, dass Griechisch die Weltsprache war in der Zeit, als Jesus lebte und die Schriften des Neuen Testaments entstanden - und dass Α (Alpha) der erste und ῼ (Omega) der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets ist. Wir würden auf Deutsch sagen oder schreiben: „von A bis Z“!

Bei der Feier der Osternacht wird die Osterkerze mit folgenden Worten bereitet: „Christus, gestern und heute, Anfang und Ende, Alpha und Omega. Sein ist die Zeit und die Ewigkeit. Sein ist die Macht und die Herrlichkeit in alle Ewigkeit. Durch seine heiligen Wunden, die leuchten in Herrlichkeit, behüte uns und bewahre uns Christus, der Herr.“

Diese Worte klingen in der 2. Lesung dieses Sonntags an. Sie sind dem Buch der Offenbarung entnommen, das um das Jahr 100 n. Chr. entstanden ist. In dieser Zeit lebten die Christinnen und Christen in höchster Gefahr. Sie weigerten sich, durch das Weihrauchopfer die Göttlichkeit des römischen Kaisers anzuerkennen. Ihr Gott war der Vater Jesu Christi, keiner sonst. Das brachte nicht wenigen von ihnen Verfolgung, Folter und Tod.

Die Offenbarung war für diese bedrängten Menschen eine Schrift voller Trost: Nicht ein weltlicher Herrscher, sondern GOTT hat das letzte Wort! GOTT ist Herr der Geschichte - und nicht die, die sich als Herren gebärden! - Im verwundeten und gequälten Christus fanden sie sich mit ihrer eigenen Passion wieder und an seiner Auferstehung entzündete sich ihre Hoffnung auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, auf eine Gerechtigkeit, die die menschliche weit übersteigt.

Die Eibacher Osterkerze zeigt in diesem Jahr neben dem Alpha und dem Omega eine Friedenstaube und einen Regenbogen. Ihr Licht lädt mich ein, nicht nachzulassen im Vertrauen auf Gott, der Frieden und Rettung bringt.

„Ich komme bald!“ lautet das Versprechen am Ende unserer Lesung, dem letzten Vers  des Neuen Testaments. Und so bete ich: „Komm, Herr Jesus, und lass deine Herrlichkeit aufscheinen in unserer Welt, die von Egoismus, Krieg und Gewalt gezeichnet ist. Komm, Herr Jesus, und stille den Durst der Menschen nach Frieden und Leben! Ja, komm bald, Herr Jesus…“

Ihre Gemeindereferentin Irene Keil