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Geistliche Hausapotheke

04.12.2022

"Siehe, ich mache etwas Neues. Schon sprießt es: merkt ihr es nicht?"

Foto: Pfr. B. Schimmel, evang.-luth. Kirchengemeinde St. Johannes Baptista, N-Eibach

Wer in der evangelischen Kirche in Eibach seinen Blick zum Schlussstein im Chor erhebt, den blicken zwei junge Frauen an: links die Hl. Barbara mit Kelch und Palmzweig in den Händen, rechts die Hl. Katharina mit dem Schwert und dem Rad, den beiden Dingen, durch die sie ihr Martyrium erlitt. Heute, am 4. Dezember, möchte ich mit Ihnen auf die Hl. Barbara schauen. Kennen Sie ihre Geschichte?

Die Tochter des reichen Kaufmanns Dioskur lebte in Nikomedien (heute: Izmit/Türkei). Im Jahr 306 starb sie den Märtyrertod. Viele Erzählungen ranken sich um Barbara: So soll sie von ihrem heidnischen Vater in einen Turm eingeschlossen worden sein, weil er verhindern wollte, dass seine Tochter in Kontakt mit dem christlichen Glauben kam. Während er auf Reisen war, ließ Barbara sich heimlich taufen und ein drittes Fenster zu den beiden bereits vorhandenen in den Turm brechen lassen - als Symbol für den dreifaltigen Gott. Dioskur zeigte sie beim Statthalter des Kaisers an, aber Barbara blieb ihrem Glauben trotz Folter treu. Auf dem Weg zum Gefängnis blieb ein Zweig in ihrem Gewand hängen und brach ab. In ihrer Zelle stellte sie ihn ins Wasser. Der Legende nach blühte der Zweig an demselben Tag auf, an dem Barbara für ihren Glauben starb.

Legenden, so haben wir im Deutschunterricht gelernt, sind manchmal blumig, manchmal blutig-dramatisch ausgeschmückte Erzählungen mit einem wahren Kern - hier: ein Urteil ist gefällt, die Lage hoffnungslos. In so einer Situation kann man wahrhaftig verzweifeln. Ein Christ, eine Christin könnte dagegen - wie Barbara - versuchen zu vertrauen, dass Gott sich das Heft nicht aus der Hand nehmen lässt, dass er Gerechtigkeit herbeiführen und einen Ausweg zeigen wird, wo wir mit unserem Latein am Ende sind. Zu diesem Vertrauen ermuntern mich Verse aus dem Buch des Propheten Jesaja, die im Advent gelesen werden:

"Ich allein bin Gott. Auch künftig bin ich es. Niemand kann mir etwas entreißen. Ich handle!
Denkt nicht mehr an das, was früher war, auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr.
Siehe, nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?"    (Jesaja, 43,13.18f.)

Vielleicht möchten Sie mit dieser Verheißung heute in Ihren Garten oder in die Natur hinausgehen und Barbarazweige schneiden - vom Obstbaum, von der Forsythie, vom Schlehdorn - und sie in die warme Stube stellen? Sie können Gott mit Blick auf die dürren Zweige von Ihrer Bedrängnis erzählen, ihn um seine tröstliche, kraftvolle Nähe bitten, um einen nächsten Schritt, um eine gute Entwicklung. Und Sie dürfen gespannt sein, was sich nach Tagen des Wartens und Hoffens zeigt: an Ihren Zweigen und in Ihrem Herzen!     

Ihre Gemeindereferentin Irene Keil