Zum Inhalt springen

Geistliche Hausapotheke

25.05.2020

Kopf hoch!

© Peter Weidenmann; in: Pfarrbriefservice.de

Den Blick zum Himmel heben

Wer deprimiert ist, lässt nicht nur den Mut sinken, sondern meist auch den Kopf.  Was er oder sie im Inneren fühlt, findet einen Ausdruck in der Körperhaltung. Aber wussten Sie, dass das auch anders herum funktioniert: dass bestimmte Körperhaltungen unsere Stimmung und Gefühle beeinflussen können?

Sie könnten das ausprobieren, indem Sie ganz einfach die Mundwinkel nach oben ziehen, möglichst vor einem Spiegel. - Sie müssen lachen dabei? - Prima!  Dann hat es schon gewirkt! 
Nächste Übung: Richten Sie Ihre Halswirbelsäule auf, heben Sie das Kinn an: Kopf hoch!  -  Wie fühlt sich das an? - Ah, Sie stehen schon ganz anders da! Und Sie atmen freier als vorher!  

Im Wissen um diese Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche können Sie mit einfachen Übungen gezielt etwas tun für mehr Wohlbefinden. - Das „Kopf hoch!“ hat aber auch eine geistliche Wirkung: Bei erhobenem Haupt kann nämlich der Blick frei schweifen und anderes ins Auge fassen als nur die eigene Bedrängnis.

Da entdecke ich zum Beispiel die Menschen um mich herum: Die Nachbarskinder haben ihr Fenster mit einem Regenbogen bemalt. Die Frisörin am Eck winkt mir durch die offene Tür zu. Schülerinnen und Schüler kommen in kleinen Gruppen geradelt; der Mundschutz hindert sie nicht an fröhlichem Geplänkel. Ein witziges Plakat zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. 

Und ich nehme die Natur wahr, die sich mir in ihrer ganzen Pracht anbietet: Unser Hopfen strebt zum Himmel hinauf. Die Clematis zeigt zwei wunderbare Blüten. Der Kirschbaum trägt unzählige kleine Früchte. Die Kohlmeisenkinder wagen ihre ersten Flugversuche - mit einem Zwischenstopp auf unserer Wäschespinne. Der Himmel präsentiert sich in italienischem Blau. Das alles hätte ich nicht gesehen mit gesenktem Kopf.  

„Richtet euch auf und erhebt euer Haupt; denn eure Erlösung ist nahe!“  (Lk 21,28). Diesen guten Rat gibt Jesus seinen bedrängten Jüngerinnen und Jüngern. Und so suche ich, wenn ich deprimiert bin, gern den Blick zum Himmel und verbinde mich mit dem Gott des Lebens. Er hat mir doch zugesagt, dass er mich in meiner Not nicht im Stich lässt! - Was immer für mich jetzt gerade „erlösend“ wäre - vielleicht kommt das ja schon auf mich zu? Es wäre doch schade, wenn ich es - mit gesenktem Blick - übersehen würde…

Probieren Sie das doch mal aus - und erzählen Sie mir von Ihren Erfahrungen, wenn Sie mögen!

Ihre Gemeindereferentin Irene Keil