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Geistliche Hausapotheke

11.02.2024

Ohne Berührungsängste

Bild: Peter Weidenmann, in: Pfarrbriefservice.de

"Wir haben Läuse" - "Wir haben Scharlach" - "Wir haben Hand-Mund-Fuß" ... Eltern denken bei solchen Hinweise in der KiTa  unwillkürlich: Hoffentlich ist es nicht der Bub, der den Kleiderhaken neben unserem Sohn hat - oder das Mädchen, mit dem unsere Tochter das Pausenbrot teilt! - Und wer sich tatsächlich angesteckt hat, der erfährt: die anderen machen einen weiten Bogen um mich, um uns - bis die Ursache des Übels wieder beseitigt ist.

Eine verschärfte Form der Quarantäne haben wir in der ersten Zeit der Corona-Pandemie erlebt: vierzehn Tage Isolation für Infizierte und Kontaktpersonen - und trotzdem ist das kein Vergleich zu dem, was Menschen über Jahrtausende widerfahren ist, wenn sie an Aussatz (Lepra) erkrankten. Die heutigen Schriftlesungen erzählen: sie mussten ihre Familien verlassen und für den Rest ihres Lebens in Quarantäne. Außerhalb ihrer Dorfgemeinschaft fristeten sie ein kärgliches Leben, durften weder ihrem Beruf  nachgehen noch am religiösen Leben teilnehmen. Malen Sie sich einmal aus, was das im Detail bedeutet.... eigene Erfahrungen mit Isolation oder Ihre Phantasie helfen Ihnen dabei!

Gesetz ist Gesetz. Der Aussätzige aus dem Evangelium weiß ebenso wie Jesus um den Wortlaut des entsprechenden Gebotes im Buch Levitikus. Und dennoch tun beide etwas Unerhörtes. Der eine verlässt seine Quarantäne, nähert sich Jesus und bittet ihn: "Wenn du willst, kannst du mich rein machen!" - Und Jesus? Er hätte den Kranken ihn auf Abstand halten, ihn zurückschicken müssen ins Lager der Leprösen vor dem Dorf. Er tut das Gegenteil: spricht dem Kranken Heilung zu und berührt ihn. Beide überschreiten eine Grenze: der eine aus Verzweiflung, der andere aus Mitleid.

Für mich ist dieses Evangelium in mehrfacher Hinsicht Frohe Botschaft: Es kann zum einen Menschen ermutigen, in einer aussichtlosen Lage nicht zu verzweifeln oder zu resignieren, sondern sich Hilfe zu suchen. - Zum zweiten schildert es einen nahbaren und einfühlsamen Jesus, dem es noch dazu "vor gar nix graust" - der seinem Gegenüber Ansehen und Würde schenkt, egal wie unwert sich dieser fühlt oder wie krass die anderen über ihn urteilen. - Und schließlich kommt uns ein ganz und gar souveräner Jesus entgegen, der sich - um einen Menschen zu retten - beherzt über religiöse Gebote und kultische Regelungen hinweg setzt. 

Welcher dieser drei Aspekte spricht Sie an? Oder finden Sie eine weitere Frohbotschaft?
Ich möchte Sie einladen, genau damit in die Stille und zu Jesus zu gehen - - -
oder auch das Gespräch zu suchen mit einer Person Ihres Vertrauens. 

So beginnt Heilung, beginnt Heil - von Gott gewirkt.

Ihre Gemeindereferentin Irene Keil