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Geistliche Hausapotheke

01.11.2020

"Presente" - "gegenwärtig!"

Ausschnitt aus einem barocken Allerheiligenbild in St. Walburga

In den letzten Wochen sind mir viele Heilige begegnet, z.B. die vier "Virgines Capitales" Barbara und Katharina, Margareta und Dorothea auf den frisch sanierten Fresken in der Johanneskirche. In St. Walburga studierte ich für eine Kirchenführung ihre gipsernen, gemalten, geschnitzten und gestickten Kolleg*innen: Thérèse von Lisieux, Bruder Konrad, den "Schlamperlpatron" Antonius von Padua, den Nährvater Josef und die hl. Mutter Anna und natürlich das Dreigestirn Walburga, Willibald und Wunibald. Und dazu kommen ja noch fast täglich die Heiligen, die ohne Abbildung gegenwärtig sind durch das Gedenken in unseren Gottesdiensten.

"Gegenwärtig" - "presente" - rufen die Menschen in Südamerika, wenn im Gottesdienst die Namen ihrer Toten oder Verschwundenen genannt werden. Auch wenn die Verstorbenen unseren Blicken entzogen sind, umgeben sie uns weiter. Als mein Bruder starb, hat mich das Wort eines Freundes zu Tränen gerührt: „Jedes Sanctus singt er mit dir zusammen!“

Im Lauf der Jahre hat sich mein himmlischer „Sanctus-Chor“ vergrößert. Wie zu ihren Lebzeiten spanne ich meine Verstorbenen bisweilen für dringende Angelegenheiten ein oder lege den Heiligen eine Not ans Herz: „Helft mir beten für …“. Da ist nach wie vor eine tröstliche Verbundenheit; ein Füreinander-Einstehen über den Tod hinaus.

Momentan dürfen wir ja nur reduziert singen. Umso mehr gefällt mir die Vorstellung, dass beim Sanctus ein vielstimmiger und kraftvoller Chor aus Himmels- und Erdenbewohnern Gottes Kommen ankündigt: zu Allerheiligen und Allerseelen ebenso wie an gewöhnlichen Alltagen.

Zu welchen Heiligen pflegen Sie einen "guten Draht"? Oder in welchen Momenten erleben Sie eine Verbundenheit mit Ihren lieben Verstorbenen? Schreiben Sie mir gern dazu! 

Ihre Gemeindereferentin Irene Keil