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Geistliche Hausapotheke

07.03.2021

"Reißt diesen Tempel nieder .... "

in Wikipedia Foto: Berthold Werner

… und wo ist Gott dann zu finden?

Besuchen Sie gerne Kirchengebäude?

Mögen Sie es eher schlicht oder eher barock?

In unserem Pfarrverband finden wir drei ganz unterschiedliche Kirchen. Eine einfache und schlichte, eine monumental und eine lichte. - Jede Kirche kann zum Gebet einladen und ein guter Rückzugsort sein, hat ihren Reiz als spiritueller Ort.

Im Evangelium von heute hören wir von einem ganz anderem Gotteshaus: Vom Jerusalemer Tempel. - Jesus war entsetzt. Nicht weil man seinen Gott in so einem monumentalen Gebäude verherrlicht, sondern weil Jahwe dort von der Priesterschaft verortet wurde, weil die am Tempelkult Geld verdiente. Und das vor allem auf Kosten der einfachen Menschen, der Armen. Über das Markttreiben und die Profitgier der Tempelkaste war Jesus entrüstet. Er war sich mit dem Propheten Jeremia einig, der den Tempel als Räuberhöhle bezeichnet (Jeremia 7,11).

Jesus greift damit eine Diskussion auf, die die Propheten vor und während des Tempelbaus schon führten: Gott ist nicht begrenzt auf ein Gebäude aus Stein, sondern er wird erfahrbar, wenn Menschen ihre Nächsten lieben. Dieses Thema ist bis heute aktuell und findet sich in der Steiner Kirche St. Albertus Magnus im wahrsten Sinn des Wortes als „Grund-Satz“ - in den Boden des Mittelgangs eingraviert - wieder:

„Wer dem Nächsten zu Hilfe kommt in seinem Leid – es sei geistlich oder weltlich – dieser Mensch hat mehr getan als derjenige, der von Köln bis Rom bei jedem Meilenstein ein Münster errichtet aus reinem Gold, dass darin gebetet und gesungen werde bis zum jüngsten Tag. Denn so spricht der Sohn Gottes: Ich habe meinen Tod nicht gelitten eines Münsters wegen und auch nicht um des Singens und Betens willen, sondern um des Menschen willen.“

Und das ist jesuanisch: Gott wird verherrlicht und angebetet durch den, der seinem Nächsten zu Hilfe kommt!

Bei jedem Rückzug in ein schönes Gotteshaus dürfen Sie Kraft schöpfen und können dann wieder Ihrem Nächsten beistehen und so Gott verherrlichen.

Gerne komme ich mit Ihnen darüber ins Gespräch.

Ihr Diakon Ulrich Wiechers

 

Texte vom Sonntag