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Geistliche Hausapotheke

02.07.2023

Seltsame Heilige

Foto: Peter Weidenmann, in: Pfarrbriefservice

Im Rahmen einer Familienfeier erzählte ein Gast einem Mitglied unseres Pfarrverbandes von seinen Problemen. Darauf sagte dieser: „Ich werde für dich beten!“ - woraufhin der Andere verwundert fragte: „Wie, du betest - und für andere Menschen - und du würdest auch für mich beten?“

Als Christen wissen wir uns verbunden mit Gott im Gebet und wir vertrauen darauf, dass Gott durch unseren Zuspruch Dinge und Menschen in dieser Welt bewegt und wirksam verändert. Für Außenstehende erscheint das bisweilen seltsam. Da verhält sich jemand anders, als ich es in meinem eigenen Verhalten und Tagesabläufen gewohnt bin.

Wie schon die ersten Christen erscheinen auch heute die an Christus Glaubenden ihrer Umgebung oft seltsam oder werden abgelehnt. Sie verstehen sich als Teil einer weltweiten Gemeinschaft, die von Gott erwählt wurde und ist: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat“ (1. Petr 2,9 - der Ruf vor dem Evangelium des Sonntags).

Die Verkündigung der Frohen Botschaft ist eine zentrale Aufgabe jedes Christen: meinen Glauben leben, mein Handeln an Gottes Botschaft ausrichten, mit Gott im Gebet für andere in Kontakt zu sein, ist Evangelisierung - Papst Franziskus spricht in diesem Zusammenhang vom Christen als einem „Missionar des Evangeliums“. Dieses Handeln macht uns „heilig“: „Wie er, der euch berufen hat, heilig ist, so soll auch eure ganze Lebensführung heilig sein“ (1. Petr 1,15).

„Heilig“ sein heißt ja von seiner Wortbedeutung nichts Anderes als „ausgesondert, abgesondert - für den Herrn“ zu sein. Und so ist die Berufung zur Heiligkeit, die Gott uns als Lebensziel und -aufgabe in Jesus Christus vorgelebt und jedem, der glaubt, übertragen hat, für Außenstehende mitunter eben auch ein Grund zu Skepsis oder Abgrenzung.

Wichtig erscheint mir, diese Abgrenzung nach außen hin nicht als Nachteil zu empfinden, dem ich mit der Verteidigung meiner Person begegnen müsste, um mich möglicherweise wieder ins rechte Licht rücken zu können und nicht als seltsam zu erscheinen - das wäre eher eine falsch verstandene Anpassung an den "Mainstream". Vielmehr ist dies eine Anfrage und ein Auftrag zugleich an jeden Christen, etwas von meinem Glaubensleben erzählen zu können und damit auch andere zum Nachdenken zu führen - mitzuhelfen, andere zum Glauben zu führen.

Ich als Christen soll den Schatz ihres Glaubens nicht nur bewahren und mehren, sondern offen bekennen, was mir aus dem Glauben Halt, Sinn und Geborgenheit in meinem Leben gibt: die unaussprechliche Liebe Gottes, die mein Leben als Christ jeden Tag aufs Neue begleitet.

Gottes liebende Begleitung wünsche ich Ihnen!

Ihr Diakon Michael Sporrer