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Geistliche Hausapotheke

26.12.2020

Stephanus - warum an Weihnachten?

Image: Jonathan Beuten In: Pfarrbriefservice.de

Der zweite Weihnachtsfeiertag ist der Gedenktag des ersten Märtyrers des Christentums: Stephanus. - Wie passt das zusammen?

Viel lieber würden wir doch heute einfach singen:

„Lobt Gott ihr Christen alle gleich, in seinem höchsten Thron, der heut schließt auf sein Himmelreich und schenkt uns seinen Sohn. Er kommt aus seines Vaters Schoß und wird ein Kindlein klein, er liegt dort elend, nackt und bloß in einem Krippelein.“

Durch Jesus schließt Gott die Tür zum Himmelreich wieder auf. Seit dem Ungehorsam der ersten Menschen war sie fest verschlossen und von himmlischen Wächtern bewacht worden. Und dabei hatte Gott doch den Menschen alles, was sie zum Leben brauchten gegeben: Freude, Liebe, Zufriedenheit, Geborgenheit, ein Zuhause. Und dann wollten die Menschen davon nichts mehr wissen, haben sich von ihm abgewandt und sind ihre eigenen Wege gegangen. Damals war die Tür zum Paradies ins Schloss gefallen, ohne Möglichkeit für die Menschen, sie zu öffnen. Aber eines Tages ist das Wunder geschehen: Jesus, Gott selbst, kam herab in das dunkle, enge Labyrinth unseres Erdenlebens, um uns die Tür zum Paradies aufzuschließen und uns heimzuholen ins Vaterhaus Gottes.

Und bei Stephanus? Auch er sah den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen, kurz bevor er für seinen Glauben gestorben ist.

Einmal steht der Himmel offen über dem elenden, unhygienischen Stall, der so gar nicht für die Geburt eines Kindes geeignet ist. Für diesen kindlichen, armseligen Gott war kein Platz in der Herberge.

Ein zweites Mal steht der Himmel offen über Stephanus. Er hat diesen Gott den Menschen seiner Zeit verkündet. Er hat zu ihnen allen voll vom Heiligen Geist von diesem Gott gesprochen, der so ganz anders ist, als sie in sich vorgestellt haben. So anders, dass sich das Volk, die Ältesten und die Schriftgelehrten gegen Stephanus aufwiegelten und ihn vor den Hohen Rat zerrten. Für Stephanus war kein Platz unter den Frommen seiner Tage, unter denen, die meinten ganz genau zu wissen, wie Gott zu sein hat.

Stephanus musste weg. Und so deutet die heutige Lesung an, wie es mit dem kleinen Kind, geboren im Stall, enden wird: am Kreuz. Und gerade deshalb dürfen wir heute (natürlich jeder für sich zuhause) singen:

„Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis, der Cherub steht nicht mehr dafür, Gott sei Lob, Ehr und Preis!“

Frohe Weihnachten!

Ihr Gemeindereferent Matthias Bögl