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Geistliche Hausapotheke

18.09.2022

Tu, was du kannst!

Foto: Markus Weinländer, in: Pfarrbriefservice.de

Wahrscheinlich passiert Ihnen das auch immer mal wieder, wenn Sie in die Bibel schauen: Sie lesen einen Text, und er lässt sie ratlos, ja sogar mit Unmut zurück: Kann das sein, hat Jesus uns das wirklich so gesagt? Kann Gott so sein? - Manchmal hilft es dann, den Text immer wieder zu lesen, nachzudenken, ihn anders zu lesen, andere Übersetzungen anzusehen.

Beim heutigen Sonntagsevangelium erging es mir in etwa so. Da wird ein Verwalter angeschwärzt (ob zu Recht oder zu Unrecht, lässt der Text offen) und der Herr entlässt ihn; der Verwalter erlässt den Schuldnern des Herrn zuvor aber noch, freilich unbefugt, einen Teil ihrer Schulden. Jesus heißt das Handeln des Verwalters gut. Kann das sein, dass Gott Betrug und Untreue empfiehlt?

Jesu Gleichnisse sind ja immer etwas Besonderes: irgendwo haben sie meist einen Haken, weil das Himmelreich sich eben nicht immer bis ins Detail mit Beispielen aus unserem irdischen Leben vergleichen lässt. Es ist eben anders.

Im Gleichnis vom untreuen Verwalter hat Jesus seine Botschaft mit einer sehr pointierten, überspitzten Geschichte rüberzubringen versucht. Mich hat die Geschichte, die nur beim Evangelisten Lukas zu finden ist, nach einigem Überlegen an das Gleichnis von den anvertrauten Talenten erinnert. Dort wird derjenige Verwalter gerügt, der nichts aus dem anvertrauten Geld (den Talenten) gemacht hat – ein Hinweis, dass auch wir unsere Talente, Gaben und Fähigkeiten, die wir von Gott erhalten haben, nutzbringend und nicht vergeudend einsetzen sollen. Da natürlich Gott der Herr in der Talentegeschichte ist, ist der nutzbringende Talenteinsatz im Hinblick auf das künftige Gottesreich zu sehen.

Und hier, beim untreuen Verwalter? Auch ihm ist etwas ermöglicht, und er soll diese – wenn auch unredliche – Möglichkeit im Diesseits nutzen. Dass hier etwas Unredliches quasi geboten wird, das ist die Überspitzung. Damit ist aber betont, dass wir auf jeden Fall unsere Fähigkeiten nutzen sollen. Im weiteren Verlauf des Textes (Verse 9 – 13) wird die Bedeutung dann ja auch dahin gewendet, unsere Fähigkeiten mit Blick aufs Himmelreich zu nutzen.

Ihre Gemeindereferentin Maria Asbach