"Was würden Sie tun, wenn Sie das neue Jahr regieren könnten?"

"Was würden Sie tun, wenn Sie das neue Jahr regieren könnten?"

Möglicherweise würden Sie sich als Mitglied der Bundesregierung für den Klimaschutz konsequenter einsetzen als bisher und sich für Frieden auf der Erde stark machen. Oder würden Sie sofort mehr Geld für Beratungsstellen und soziale Einrichtungen, für Schulen und Kindergärten einplanen? Vielleicht würden Sie dafür kämpfen, dass in Heimen und Krankenhäusern das Personal besser entlohnt und die Menschen dort ein würdevolles und schönes Leben führen können?

Auf die oben gestellte Frage gab der deutsche Schriftsteller und Kabarettist Joachim Ringelnatz (1883-1934) folgende Antwort:

"Ich würde vor Aufregung wahrscheinlich die ersten Nächte schlaflos verbringen und darauf tagelang ängstlich und kleinlich ganz dumme, selbstsüchtige Pläne schwingen. Dann - hoffentlich - aber laut lachen und endlich den lieben Gott abends leise bitten, das neue Jahr göttlich selber zu machen."

Die Antwort von Joachim Ringelnatz gefällt mir sehr. Er weiß ganz genau, dass er das wohl nicht schafft, was alles in diesem neuen Jahr getan werden sollte. Sein Lachen zeigt, dass er seine eigene menschliche Kraft und seine Schwächen kennt und sogar über sich lachen kann. Darum wendet er sich im Gebet an Gott, dem er zutraut, dass er uns Menschen begleitet und mit seiner Kraft unterstützt.

Für das neue Jahr wünschen ich Ihnen Gottes reichen Segen und lade Sie zu einem Gebet* ein:

Guter Gott,
ich will zulassen, was du mit mir vorhast.
Ich will weglassen, was nicht wichtig ist.
Ich will anderen und mir Schuld erlassen.
Ich will Menschen ihre eigenen Wege gehen lassen.
Ich will alte Wege verlassen und mich auf neue einlassen.
Ich will mein Herz berühren lassen.
Ich will dir, Gott, überlassen, dass es gut wird.
Ich will mich verlassen, dass gute Menschen um mich sind.
Ich will mich in Gottes Hand fallen und tragen lassen.
Amen.

Ihre Gudrun Gärtner, Religionslehrerin mit Gemeindeauftrag

(*nach einem Text von Johanna Friederike May)